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Pilot von Unglücksflug SU1492 verteidigt sich

Spielte die Steuerung des Superjets verrückt?

Bei seiner Notlandung in Moskau starben 41 Menschen. Jetzt meldet sich der Pilot des Superjets von Aeroflot erstmals selbst zu Wort.

41 Menschen starben, als ein Superjet 100 am 5. Mai 2019 am Flughafen Moskau Sheremetyevo verunglückte. Schon im folgenden Monat war in einem Zwischenbericht zu Aeroflot-Flug SU1492 von einer Mitschuld der Piloten zu lesen. Sie hätten bei der Bedienung des Flugzeuges Fehler gemacht.

Die Kritik riss seither nicht ab. Der stellvertretende Vorsitzende des staatlichen Untersuchungsausschusses sagte im Januar 2020 in einem Interview, das falsche Vorgehen von Kapitän D. E. sei für das tragische Unglück verantwortlich. Er müsse sich vor Gericht verantworten.

Pilot verteidigt sich

Der Unglücksflieger war auf dem Weg nach Murmansk von einem Blitz getroffen worden. Der Autopilot schaltete sich ab und die Flugsteuerung wechselte in den manuellen Modus. Die Piloten entschieden sich für eine Rückkehr nach Moskau. Bei der Notlandung setzte das Fahrwerk mit großer Kraft auf die Piste auf, sprang zwei Mal wieder hoch und kollabierte beim letzten Aufschlagen.

Die Maschine fing am Heck Feuer und nur 37 vorne sitzende Menschen konnten sich aus den Flammen retten. Nun äußert sich Kapitän D. E. erstmals öffentlich. In einem Interview mit dem Nachrichtenportal Lenta streitet er die Vorwürfe ab. So heißt es im Zwischenbericht etwa, die Piloten hätten mehrere Warnhinweise über gefährliche Scherwinde ignoriert und seien nicht wie im Handbuch vorgesehen durchgestartet.

Steuerung reagierte offenbar umgekehrt

E. erwidert, es habe zwar die automatischen Warndurchsagen geben. Davon abgesehen hätten die Piloten aber keine Anzeichen für Scherwinde wahrgenommen. Der Pilot berichtet weiter, das Fliegen im manuellen Modus sei zwar Teil seines Simulatortrainings gewesen. Allerdings habe sich die Flugsteuerung bei dem Unglück ganz anders verhalten.

Das Flugzeug habe sich umgekehrt verhalten als erwartet. Beim Zurückziehen des Steuerknüppels habe sich die Nase des Fliegers nicht gehoben, sondern gesenkt. Auch nachdem der Superjet erstmals aufsetzte, aber wieder hochsprang, startete der Pilot deshalb nicht durch.

Was macht der Blitz mit der Flugsteuerung?

Er habe befürchtet, dass sich durch die abnormale Flugsteuerung und den großen Schub entweder die Nase des Jets in die Piste bohren oder das Heck aufsetzen könnte. «Ich bin sicher, in beiden Fällen wären alle gestorben», so E.

Er sagt, es sei bisher nicht untersucht worden, was der Blitzeinschlag mit der Flugsteuerung genau angerichtet habe. Alleine schon das Umschalten in den manuellen Modus dürfe durch einen Blitz nicht geschehen. Er vermute, dass diese Aspekte bei der Untersuchung außer acht gelassen werden, um das Image des Herstellers zu schützen.

Schon ähnliche Fahrwerksvorfälle

Dass er mit fast vollen Tanks landete, erklärt E. damit, dass er befürchtete, die Kontrolle über den Flieger beim Kreisen über den Flughafen ganz zu verlieren. Der Pilot sagt, eigentlich hätten zudem die Tanks nicht beschädigt werden dürfen. Schon beim ersten heftigen Aufsetzen mit zu viel Gewicht hätte das Fahrwerk brechen müssen, aber ohne die Tanks zu beschädigen, so der Pilot.

E. sagt, schon zuvor seien bei Vorfällen mit kollabierten Fahrwerken auch die Tanks von Superjets beschädigt worden und nur durch Glück sei kein Feuer ausgebrochen. So etwa bei einem Unglück von Yakutia Airlines in Yakutsk im Jahr 2018. Er bittet die Hinterbliebenen die Opfer um Verzeihung.