Zwischenbericht
Wartungsfehler führte zu Irrflug der Air-Astana-Embraer
Eine Embraer E190 von Air Astana bekam im November heftige Probleme mit der Flugsteuerung. Ein Untersuchungsbericht machte nun einen Wartungsfehler als Ursache aus.
Auswertung des Flugschreibers: Die Embraer E190 kippte teilweise mehr als 90 Grad zur Seite.
Auswertung des Flugschreibers: Die Embraer E190 kippte teilweise mehr als 90 Grad zur Seite.
Es waren im vergangenen November bange zwei Stunden und sieben Minuten für die sechs Insassen von Air-Astana-Flug KC1388. Die Embraer E190 LR war zuvor in Portugal gewartet worden. Als sie zurück nach Minsk überführt werden sollte, meldeten die Piloten kurz nach dem Start Probleme mit der Flugsteuerung.
Diese Probleme waren heftig. Nur mit großer Mühe gelang es der Crew, die Embraer in der Luft zu halten. In unfreiwillig erratischen Manövern kreisten sie in der Region Lissabon. Nachdem schlechtes Wetter eine Notwasserung im Meer vereitelt hatte, gelang der von Kampfjets eskortierten Maschine im dritten Versuch die Notlandung auf einer Luftwaffenbasis. Ermittler haben nun herausgefunden, dass Flugsteuerungs-Elemente falsch mit den Leitwerken verbunden waren und somit zum Kontrollverlust geführt haben.
Unklare Angaben von Embraer
Laut der Ermittler wurden innerhalb der Flügel ein Seilzug* verkehrt eingebaut. Die betroffenen Bauteile geben die Steuereingaben der Piloten mechanisch an die Querruder weiter, welche das Flugzeug im Flug zur Seite neigen. Dass die Seilzüge fehlerhaft montiert wurden, führt die Behörde auf geänderte Wartungsanleitungen von Embraer zurück, wie die portugiesische Untersuchungsbehörde GPIAAF in einem ersten Zwischenbericht zum Vorfall schreibt. An betroffener Stelle soll ein Serviceblatt die genaue Kabelführung nicht genau aufgezeigt haben. Laut den Ermittler war die korrekte Montage der Seilzüge dadurch schwerer zu verstehen.
Bei mehreren Checks hätte der Fehler jedoch auffallen müssen, bemängelt das GPIAAF und führt den Patzer auf Nachlässigkeit des portugiesischen Wartungsunternehmens OGMA zurück, welche die Embraer E190 wartete. Bereits am Boden meldete ein Computersystem, dass mit der Flugsteuerung etwas nicht stimmte. Nach elf Tagen Mehraufwand machten die Mechaniker jedoch einen anderen Fehler als vermeintliche Ursache für die Fehlmeldung aus und gaben das Flugzeug frei.
Wartungsfirma handelt
Die Wartungsfirma hat den Behörden nun in einem Plan Maßnahmen angekündigt, die solche Fehler in Zukunft verhindern sollen. Auch Embraer kündigte an, die Wartungsanleitung der Flugsteuerungssysteme bei der E-Jet-Familie zu überarbeiten. Das Flugzeug ist seither nicht mehr gestartet.
Seit dem Vorfall befindet sich die Embraer E190 von Air Astana auf dem Luftwaffenstützpunkt Beja in Südportugal. Sie erlitt erhebliche Strukturschäden, schreibt das GPIAAF. Der Kapitän, die zwei Kopiloten sowie drei an Bord befindliche Mechaniker erlitten leichte Verletzungen. Wegen der unkontrollierten Manöver durchlebten sie jedoch hohe Beschleunigungskräfte und wurden nach der gelungenen Notlandung mit Stresssymptomen in ein Krankenhaus gebracht.
* In einer ersten Version sprachen wir hier von Kabeln, was eine schlechte Formulierung war. Das haben wir nun korrigiert.