Joint Venture von Boeing und Embraer
Neuer Name sorgt in Brasilien für Ärger
Verschwindet der Name Embraer von den großen Verkehrsflugzeugen? Das befürchten viele in Brasilien, nachdem der Name des Joint Ventures mit Boeing veröffentlicht wurde.
Fußmatte im Produktionswerk von São José dos Campos: Embraer heißt offiziell Empresa Brasileira de Aeronáutica.
Fußmatte im Produktionswerk von São José dos Campos: Embraer heißt offiziell Empresa Brasileira de Aeronáutica.
Nachdem die Aktionäre Ende Februar dem Deal zustimmt hatten, folgte vergangene Woche der nächste wichtige Schritt. Boeing und Embraer stellten den Namen ihres Joint Ventures vor. Das neue gemeinsame Unternehmen, in das die Brasilianer ihr Geschäft mit großen Passagierjets abgeben, wird «Boeing Brasil – Commercial» heißen. Damit wurde vielen Brasilianern erst bewusst, dass die Amerikaner künftig das Sagen haben.
Vom Kräfteverhältnis her war das von Anfang an klar. Boeing wird 80 Prozent des Joint Ventures besitzen, das 2020 seine Arbeit aufnehmen soll. Dem brasilianischen Konzern bleiben nur noch die Militärflugzeuge und die Privatjets und ein Anteil von 20 Prozent. Trotzdem sind viele in Brasilien nun erstaunt und erbost, dass der Name Embraer nicht mehr auftaucht. Umso mehr, da Boeing-Chef Dennis Muilenburg letztes Jahr einmal betont hatte: «Die Embraer-Marke ist sehr stark. Wir wollen darauf weiter aufbauen.»
«Schande, nationale Schande»
Die Kritiker befürchten nun, dass der Name Embraer aus der Passagierluftfahrt verschwinden wird. «Und da sehen wir, wie der Name Embraer begraben wird, einer der wenigen, der uns in der Vergangenheit mit Stolz erfüllt haben», schreibt ein Leser der Zeitung O Globo. Ein anderer kommentiert: «Sie können die Fabrik von Embraer in São José dos Campos gleich schließen und in ein Einkaufszentrum verwandeln.» Und ein dritter meint: «Schande, nationale Schande dieser Name».
Es ist denn auch nicht ganz auszuschließen, dass Boeing dem Beispiel von Airbus folgen wird. Die Europäer hatten nach der Übernahme der Mehrheit des C-Series-Programms von Bombardier das neue Flugzeugmodell in A220 umgetauft. Ähnliches könnte auch bei den Produkten der Brasilianer passieren. Ein Embraer-Sprecher sagte zu aeroTELEGRAPH allerdings: «Die einzige Änderung ist derzeit der Name des neuen Unternehmens.»
Ein S gibt Hoffnung
Immerhin etwas gibt den Zweiflern in Brasilien noch Hoffnung: ein S. Dass der Name des Landes im Namen «Boeing Brasil – Commercial» in Portugiesisch geschrieben ist und nicht auf Englisch (mit Z), empfanden viele als nette Geste der Nordamerikaner.