Letzte Aktualisierung: um 10:16 Uhr

Aufgaben der Flugbereitschaft

Von Mäusen, VIPs und Ex-Lufthansa-Fliegern

Ein Airbus der deutschen Regierung hatte vor einigen Wochen ein Problem mit Mäusen. Noch immer fliegt er nicht. Was macht eigentlich die für die Regierungsjets verantwortliche Flugbereitschaft?

Präsentiert von

Eigentlich sah es bei der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung ganz gut aus: Anfang September erhielt die VIP-Flotte der deutschen Regierung Zuwachs. In Hamburg übernahm sie einen ehemaligen Airbus A321 von Lufthansa. Das frisch umgebaute Flugzeug soll neben militärischen Missionen insbesondere die bisherigen stark ausgelasteten Regierungsflieger der Luftwaffe dabei unterstützen, Delegationen und Diplomaten durch die Welt zu fliegen.

Doch nun leidet die Flotte der Flugbereitschaft wieder unter Engpässen, in Indonesien nagten Mäuse einen der beiden Airbus A340 kaputt. Zum Festsitzen gibt es deutlich unangenehmere Orte als Bali, dennoch sorgten die Nager Mitte Oktober für großen Ärger auf der indonesischen Insel. Während der deutsche Finanzminister Olaf Scholz mit seiner Delegation und mitgereisten Journalisten eine Tagung des Internationalen Währungsfonds IWF besuchte, bissen Mäuse den unweit auf Java geparkten Langstreckenflieger kaputt.

Per Linienflug

Da die Schädlinge hinter die Verkleidung des Vierstrahlers krochen und sensible Elektronik beschädigten, wurde der kurz bevorstehende Rückflug des Ministers nach Berlin undenkbar. Um zu den wichtigen Wahlen dennoch rechtzeitig in der Hauptstadt dabei sein zu können, bis Scholz in den sauren Apfel. Zusammen mit einem kleinen Trupp persönlicher Mitarbeiter reiste Scholz noch vor Ende der Tagung ab. Doch anstatt den Rückflug in einem der großzügig ausgebauten Flugbereitschafts-Flieger anzutreten, reiste der Finanzminister Hals über Kopf per Linienflug zurück.

Mit Zwischenstopps in Hongkong und Zürich ging es für den Politiker zurück nach Deutschland.  Zwar verfügt die Flugbereitschaft über einen zweiten Airbus A340, welcher die weite Strecke nonstop hätte zurücklegen können. Doch das Schwesterflugzeug war zu jenem Zeitpunkt bereits in Australien unterwegs.

Hilfe aus der Slowakei

Auch wenn den deutschen Politkern insgesamt neun Flugzeuge zur Verfügung stehen, bedeutete der Ausfall des A340, dass auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmair seine Reise nach Ankara letzten Mittwoch (24. Oktober) nicht in einem der weißlackierten Luftwaffen-Jets antreten konnte. Da der eng getakteten Dienstplan der VIP-Flieger nicht mehr einhaltbar war, behalf sich die Bundesregierung mit einer geleasten Boeing 737-400 der slowakischen Charteraesellschaft Go 2 Sky. Laut einem Berichte der Zeitung Die Welt nahm es der Minister passend zum Rufzeichen der Airline – Relax – locker: «Immerhin sitzen wir alle schön zusammen und kommen gemeinsam in Ankara an».

Während der angeknabberte Airbus A340 noch immer aufwendig repariert wird, steht Angela Merkel und Co zur Zeit mit dem zweiten A340 nur ein einziger Großraumflieger für die Langstrecke zur Verfügung. Neben den beiden Vierstrahler besitzt die Flugbereitscaft noch den jüngst eingeführten A321. Alle standen sie vor ihre politischen Karriere im Dienste von Lufthansa und wurden nach mehreren Jahren Passagierfliegerei aufwendig mit VIP-Kabinen, Büroräumen und Anti-Raketen-Systemen ausgestattet. Daneben stehen den politischen VIPs – Bundespräsident, Bundestagspräsident, Bundesratspräsident, Bundeskanzler, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Bundesminister sowie die Fraktionsvorsitzende im Bundestag, sonstige Mitglieder des Bundestages auf Anforderung des Bundestagspräsidenten, Parteichefs von im Bundestag vertretenen Parteien sowie Kanzlerkandidaten für die Zeit von zehn Wochen vor einer Bundestagswahl – noch zwei direkt von Airbus gelieferte A319 ACJ Business-Flieger im Dienste der Flugbereitschaft.

Auch andere Aufgaben

Kleiner als die Airbus-Jets, aber nicht weniger bescheiden in der Ausstattung sind die vier Bombardier Global 5000, die ebenfalls das Wappen der in Berlin und Köln stationierten Flugzeuge der Flugbereitschaft ziert. Für kurzer Hüpfer außerhalb Berlins, stehen in Tegel zudem drei mittelgroße Cougar Hubschrauber zur Verfügung. Nicht selten springen aber auch Helikopter der Bundespolizei als Lufttaxis für die Politiker ein.

Die Beförderung von hochrangigen Politikern ist jedoch nur eine Aufgabe der Flugbereitschaft. Sie ist generell für den weltweiten Transport von Soldaten und Material zuständig. Dazu stehen ihr zusätzlich fünf Airbus A310 aus den Beständen von Lufthansa und Interflug zur Verfügung. Einer davon ist zum fliegenden Krankenhaus umgebaut worden. Er dient der Evakuierung schwer- und schwerstverletzter Personen über große Distanzen und besteht quasi aus einer Intensivstation für sechs Personen. Die anderen vier Maschinen sind umrüstbare Mehrzweckflugzeuge – mal zum Auftanken, mal zum Truppentransport.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Aufnahme der Flotte der Flugbereitschaft.