Putsch in der Türkei
Wie entkam Erdogans Flieger den Kampfjets?
In der Nacht des missglückten Putsches in der Türkei hatten Kampfjets den Flieger von Präsident Erdogan im Visier. Ein Täuschungsmanöver könnte ihm das Leben gerettet haben.
Erdogans Flieger in der Putschnacht bei Flightradar 24: Kennung von Turkish Airlines.
Erdogans Flieger in der Putschnacht bei Flightradar 24: Kennung von Turkish Airlines.
In der Türkei herrscht Ausnahmezustand. Seitdem der Putschversuch gescheitert ist, ist kaum etwas wie vorher. Nur Präsident Recep Tayyip Erdogan ist weiter an der Macht, vielleicht sogar mächtiger als zuvor. Dabei, so berichten verschiedene türkische Medien, wäre sein Flugzeug in der Nacht des versuchten Putsches, fast abgeschossen worden.
Erdogan war in der Nacht mit einer Gulfstream IV unterwegs vom Ferienort Marmaris zurück nach Istanbul. Weil die Putschisten den Istanbul Atatürk Airport unter ihre Kontrolle gebracht hatten, konnte der Jet des türkischen Präsidenten dort nicht landen. Währenddessen, so berichtet ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters am nächsten Tag, seien zwei F-16-Kampfjets zu Erdogans Flieger aufgestiegen. «Warum sie nicht feuerten, ist ein Rätsel», so der Informant.
Transpondersignal von Turkish Airlines angenommen
Einen möglichen Grund nennt nun der Blog The Aviationist: Wie aus verschiedenen Datenquellen ersichtlich sei, habe der Flieger des Präsidenten mit der Registrierung TC-ATA über Istanbul die Identität gewechselt. Die Piloten hätten das Transpondersignal manipuliert und damit die Kennung eines Turkish-Airlines-Fluges angenommen: THY 8456.
Auch wenn sich die Putschisten wohl immer noch sicher waren, dass Erdogan sich in der Maschine befand – den Abschuss eines Jets hätten sie nur riskieren können, wenn überhaupt kein Zweifel daran bestand, dass sich keine Touristen und Zivilisten im Inneren befinden. Sonst hätten sie ihre Glaubwürdigkeit im Nachhinein aufs Spiel gesetzt.
Tausende Festnahmen und Entlassungen
Im Laufe der Nacht gelang es den Erdogan-treuen Kräften, den Istanbuler Flughafen wieder in ihre Gewalt zu bringen. Der Präsident konnte landen. Nach fast 24 Stunden der Unsicherheit war am Samstag (16. Juli) dann schließlich klar: Der Putsch ist gescheitert. Seither wurden in der türkischen Verwaltung Tausende Menschen entlassen und verhaftet. Er wolle den Staat von allen «Viren» reinigen, erklärte Erdogan.