103 Betroffene
Lufthansa kündigt drei von vier Mitarbeitenden in Delhi
Die Fluggesellschaft löst die Verträge mit einem Großteil der in Delhi stationierten Flugbegleiter auf. Schuld sind Corona und ein Streit von Lufthansa mit der Gewerkschaft.
Flugbegleiter von Lufthansa: In Delhi verbleiben nur 32 Angestellte.
Flugbegleiter von Lufthansa: In Delhi verbleiben nur 32 Angestellte.
An drei Orten unterhält Lufthansa noch Basen im Ausland: in Bangkok, Delhi und Tokio. Nachdem bereits bekannt wurde, dass die Basis in der thailändischen Hauptstadt Ende Februar schließt, bestätigt die Fluggesellschaft gegenüber aeroTELEGRAPH jetzt auch drastische Einschnitte in Delhi. Man bedauere, «dass die befristeten Arbeitsverträge der Flugbegleiter in Delhi nicht verlängert werden», so ein Sprecher von Lufthansa.
Laut einem internen Schreiben, das aeroTELEGRAPH vorliegt, handelt es sich um Verträge von 103 Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern, die in Delhi stationiert sind. «Die gravierenden finanziellen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie lassen uns keine andere Wahl, als die Fluggesellschaft neu aufzustellen. Dazu gehören Personalmaßnahmen in Deutschland und Europa, aber auch in wichtigen internationalen Märkten wie Indien», so die offizielle Begründung von Lufthansa.
Streit mit der Gewerkschaft
Im internen Schreiben wird aber deutlich, dass es bei den Verhandlungen mit der lokalen Gewerkschaft zum Streit kam. Am 23. Dezember habe man mit der Vertretung der Arbeitnehmer eine Vereinbarung über einen zweijährigen unbezahlten Urlaub für alle in Delhi stationierten Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter unterzeichnet. In dieser Zeit hätte die Airline Krankenversicherungsbeiträge der Mitarbeitenden sowie von deren mitversicherten Angehörigen weiter getragen. Außerdem habe man eine Vereinbarung über Abfindungen bei freiwilligem Ausscheiden aus dem Unternehmen getroffen.
«Bedauerlicherweise hat die indische Gewerkschaft die bereits geleistete Unterschrift am 31. Dezember zurückgezogen», heißt es weiter. Verhandlungen mit dem neu gewählten Gewerkschaftsvorstand sind dann gescheitert, da er eine Weiterbeschäftigung der Mitarbeitenden bis Ende 2024 als nicht verhandelbare Bedingung angab.
Delhi hat Zukunft
Weil es zu keiner Einigung kam, hat die Airline die Auflösung der 103 befristeten Verträge eingeleitet. Nur 32 unbefristet angestellte Flugbegleiter verbleiben in Delhi. «Für die verbleibenden Mitarbeiter der Crewbase in Delhi bleibt die Notwendigkeit einer Vereinbarung bestehen, um die Kosten auf ein Minimum zu reduzieren, bis die Wiederaufnahme des Flugdienstes möglich ist», so der Lufthansa-Sprecher dazu. «Wir sind gerade dabei, eine Lösung zu finden.»
Eine komplette Schließung des Standorts Delhi scheint aktuell nicht geplant. «Anders als für Bangkok hat die Geschäftsleitung jedoch für den Standort Delhi eine langfristige Perspektive gesehen«, heißt es im Schreiben an die Mitarbeitenden. Das sei allerdings zwingend damit verknüpft, dass man die Kosten senke.