XL Airways ist insolvent
Aus dem geplanten Winterschlaf wird die ewige Ruhe. Die deutsche Charterfluggesellschaft meldete still und leise Insolvenz an.
Boeing B737-800 von XL Airways Germany: Keine Flüge mehr.
Boeing B737-800 von XL Airways Germany: Keine Flüge mehr.
Auf der Internetseite der Fluglinie herrscht noch immer Normalbetrieb. «XL Airways Germany fliegt Sie sicher und komfortabel im Auftrag namhafter Reiseveranstalter von allen großen Flughäfen Deutschlands in die verschiedensten Regionen des Mittelmeeres und bringt Sie entspannt wieder nach Hause», steht da zu lesen. Dabei ist inzwischen klar, dass so rasch niemand mehr mit der deutschen Charterairline fliegen wird. Denn Geschäftsführer Bertolt Flick meldete für sein Unternehmen mit Sitz im hessischen Mörfelden-Walldorf am Donnerstag (27. Dezember) Insolvenz an. Das Verfahren läuft beim Amtsgericht Darmstadt unter dem Aktenzeichen 9 IN 1090/12. Die Richter setzten umgehend einen vorläufigen Insolvenzverwalter ein.
Es ist an sich keine überraschende Wendung. XL Airways Germany war seit längerem angeschlagen. So sank der Umsatz im Geschäftsjahr 2010/11 (neuere Zahlen sind noch nicht verfügbar) um fünf Prozent auf 88,9 Millionen Euro. Unter dem Strich verblieb damals ein hoher Verlust von 3,5 Millionen, nachdem auch im Vorjahr nur ganz knapp schwarze Zahlen resultiert hatten. 2012 dürfte sich die Situation angesichts weiter hoher Kerosinpreise und flauer Konjunktur kaum gebessert haben. Doch der Zeitpunkt des Insolvenzantrags ist bemerkenswert. Denn vor zehn Tagen meldete das Management, es lasse das Air Operator Certificate «vorläufig ruhen» und überlasse Hamburg Airways die Durchführung des Winterflugprogramms. Eine weiterreichende Kooperation sei möglich.
Schweizerisch-amerikanische Eigentümer
XL Airways Germany betreibt eine Flotte von fünf Boeing B737-800 und flog damit unter anderem für Condor oder Öger Tours. Die Fluglinie wurde 2006 von der isländischen Finanzgruppe Eimskipafélag Íslands gegründet. Nach der Wirtschaftskrise auf der Insel wurde sie im Dezember 2011 an das schweizerisch-amerikanische Investmenthaus Beachside Capital verkauft. Dieses hält heute neben XL Airways Germany auch XL Airways France. Die Fluggesellschaften werden über die Luxemburger Holding X Air Aviation kontrolliert. Im Februar 2012 erst war Bertolt Flick zum neuen Geschäftsführer ernannt worden, der zuvor bei Air Baltic für einigen Tumult gesorgt hatte. Doch offensichtlich konnte er das Blatt beim Charteranbieter nicht mehr wenden.