Letzte Aktualisierung: um 21:01 Uhr

Fokus auf Krim-Flüge

Warum die EU Dobrolet bestraft

Die russische Dobrolet stellt wegen EU-Sanktionen die Flüge ein. Ihr wurde zum Verhängnis, dass sie politisch missbraucht wurde. Aeroflot bleibt ungestraft.

Dmitri Medwedew ließ es sich nicht nehmen, extra zum Flughafen Scheremetejewo zu reisen. Dort besichtigte der russische Premierminister am 10. Juni die Boeing 737-800 von Dobrolet, welche kurze Zeit später ihren Jungfernflug absolvierte. «Das Flugzeug ist cool, ganz neu. Die Sitze sind eng, aber die Flüge sind ja nicht lang», kommentierte Medwedew. Der erste Flug der staatlichen russischen Billigairline ging danach nicht wie zuvor stets geplant von Moskau nach St. Petersburg, sondern nach Simferopol.

Genau das ist es, was Dobrolet nun zum Verhängnis wurde. Die EU setzte sie am 30. Juli neu auf die Sanktionsliste. Dobrolet sei eine Tochter der staatlichen Aeroflot, begründet der Rat der Europäischen Union in der Durchführungsverordnung Nr. 826/2014. Und weiter: «Seit der rechtswidrigen Annexion der Krim hat Dobrolet bisher ausschließlich Flüge zwischen Moskau und Simferopol durchgeführt. Sie erleich­tert damit die Integration der rechtswidrig annektierten Autonomen Republik Krim in die Russi­sche Föderation und untergräbt die Souveränität und territoriale Unversehrtheit der Ukraine» (siehe PDF zum Download unten).

Keine Geschäfte mehr mit Dobrolet

Alle Firmen mit Sitz in der EU dürfen daher keine Geschäfte mit Dobrolet mehr durchführen. Die amerikanische Leasingfirma BBAM, die der russischen Billigairline via eine europäische Tochter Flieger vermittelte, musste deshalb den Vertrag kündigen. Da half es auch nicht mehr, dass Dobrolet im August das Streckennetz erweitern wollte. Aeroflot ist von den Sanktionen nicht betroffen. Denn sie hat ein weltumspannendes Streckennetz.

Russland will nicht nur via Dobrolet den Tourismus auf der Krim fördern. Mitarbeiter von staatlichen Unternehmen erhalten vom Staat Gutscheine für vergünstigten Urlaub auf der annektierten Halbinsel. Auch Schulkinder oder Rentner bekommen staatlich subventionierte Angebote für verbilligte Ferien auf der Krim. Und nicht zuletzt bieten viele Fluggesellschaften – nicht nur staatliche – derzeit besonders günstige Tarife für Flüge nach Simferopol an. So will der Kreml die Integration der Krim zementieren.