Streit am Ende von Portugal
Die Fluglinie Aerovip führte bislang im Auftrag des Staates Flüge in den Norden des Landes durch. Nun verlor sie die Lizenz - und zerrt die Regierung vor Gericht.
Dornier Do228-202K von Aerovip: Nicht mehr nach Vila Real.
Dornier Do228-202K von Aerovip: Nicht mehr nach Vila Real.
In Portugal nennt man die Region ganz im Nordosten des Landes Trás-os-Montes – hinter den Bergen. Obwohl es nur 500 Kilometer sind, braucht man ab der Hauptstadt Lissabon mit dem Auto mindestens sechs Stunden auf nicht immer sehr guten Straßen in die bergige Gegend. Eine Flugverbindung ist deshalb für die Bewohner eine äußerst zeit- und nervensparende Einrichtung. 15 Jahre lang transportierte die Fluggesellschaft Aerovip die Bewohner der abgelegenen Gegend zweimal täglich in eineinhalb Stunden von der Kleinstadt Bragança über die Distrikthauptstadt Vila Real in die portugiesische Metropole am Atlantik.
Doch am Dienstagabend (27. November) war Schluss. Die Regierung in Lissabon erneuerte die Lizenz für Aerovip nicht. Eigentlich war die Bewilligung bereits Ende 2011 ausgelaufen, das Transportministerium entschied sich aber zu einer temporären Verlängerung bis Ende November. Auf diesen Zeitpunkt hätte eine neue Ausschreibung stattfinden sollen. Doch das passierte nicht. Die Fluggesellschaft beklagt sich nun, dass sie im Vorfeld nie kontaktiert worden sei. Man habe lediglich einen Brief der Flughafenbetreiberin erhalten. Darin sei sogar gestanden, dass «die Aufsichtsbehörde Instituto Nacional de Aviação Civil dem Flughafen Lissabon mitteilte, die Linie vier weitere Jahre zu planen», so Aerovip-Manager Carlos Amaro gegenüber der Nachrichtenagentur Lusa.
Streit um vier Monate
Bislang zahlte der Staat 2,5 Millionen Euro pro Jahr an Aerovip, damit die Airline die Verbindung aufrecht erhielt. Diese setzte dabei vor allem die zwei Dornier Do 228-201 mit 19 Sitzplätzen ein. Unter EU-Regeln seien solche Beihilfen nicht erlaubt, erklärte Staatssekretär Sérgio Monteiro gegenüber Lusa. Er lässt aber immer noch eine Hintertüre offen. Man versuche nun eine neue Lösung zu finden, bei der nicht die Airline direkt bezahlt wird, sondern die Tickets für die Bewohner der abgelegenen Region vergünstigt werden.
Die Beziehungen zwischen der Airline und der Regierung sind aber inzwischen stark abgekühlt. Aerovip beklagt sich, dass die Regierung bis Ende April brauchte, um den temporären Vertrag zu verfassen. In diesen vier Monaten aber habe man aus Lissabon kein Geld erhalten. Deshalb will die Führung der Fluglinie nun die Regierung vor Gericht ziehen und die Zahlung der 800’000 Euro an Beihilfen für die vier Monate verlangen.