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Fastjet: Potente Schweizer Aktionäre

Eine kaum bekannte Firma wird neu Großaktionärin beim afrikanischen Billigflieger. Hinter ihr stecken zwei bekannte Schweizer Multimillionäre.

Eigentlich wollte Fastjet die afrikanische Luftfahrt revolutionieren. Die von Easyjet-Gründer Stelios Haji-Ioannou mitgegründete Fluggesellschaft versprach günstige Tickets und zuverlässigen Service. Nach und nach sollte sie den Schwarzen Kontinent erobern. Doch die Erfolgsgeschichte ist ins Stocken geraten. Mit der Ausweitung des Streckennetzes geht es nur schleppend voran, die Eröffnung neuer Routen wird immer wieder nach hinten verschoben. Und dann zerstritt sich Fastjet auch noch mit der Partnerin Fly 540 Kenya, unter deren Namen sie im ostafrikanischen Land bis dahin operierte.

Der letzte Paukenschlag: Aufsichtsratsvorsitzender David Lenigas warf Mitte Juni überraschend das Handtuch. Die genauen Gründe wurden nie wirklich offengelegt. Doch in der Branche heißt es, dass der oberste Fastjet-Mann ging, bevor man ihn entließ. Zwischen ihm und der Fastjet-Miteigentümerin Lonrho gab es offenbar Differenzen.

Erfahrungen mit der Swissair

Das wiederum liegt an Veränderungen bei Lonrho selbst. Die britische Investmentfirma mit Fokus Afrika steht kurz vor der Übernahme durch die neu gegründete FS Africa. Auch wenn die Firma mit Sitz in London ein völlig unbeschriebenes Blatt ist, die Namen hinter ihr klingen zumindest in der Finanz- und Wirtschaftswelt. FS Africa gehört den beiden Schweizer Investoren Rainer Marc Frey und Thomas Schmidheiny.

Rainer Marc Frey sitzt heute im Verwaltungsrat der Schweizer Großbank UBS und machte sein Geld als Hedge-Fund-Manager. 2002 verkaufte er seine RMF Group an den britischen Fondsriesen Man Group. Sein Vermögen wird auf 570 bis 730 Millionen Euro geschätzt. Schmidheiny ist Spross einer Schweizer Unternehmerdynastie und noch heute größter Aktionär des Zementkonzerns Holcim. Er hat schon Erfahrung in der Luftfahrt. 1980 bis 2001 gehörte er dem Verwaltungsrat der Swissair an. Das Wirtschaftsmagazin Bilanz schätzt sein Vermögen auf 3,7 Milliarden Euro.

Gegenwind von Investoren

Frey und Schmidheiny zahlen mit ihrer FS Africa 174,5 Millionen Pfund (rund 205 Millionen Euro) für Lonrho. Das Unternehmen ist neben der Beteiligung an der Fluglinie Fastjet vor allem im Bereich Logistik für die Landwirtschaft und Ölindustrie in Afrika aktiv. Lonrhos Wurzeln reichen über hundert Jahre zurück. Letztes Jahr setzte das Unternehmen 186 Millionen Pfund um. Kaum jemand zweifelt daran, dass FS Africa bei Lonrho zum Ziel kommt. «Lonrho hat den Aktionären empfohlen, unser Angebot anzunehmen», sagt ein FS-Sprecher zu aeroTELEGRAPH. Am Freitag finde ein Treffen zum Thema statt.

Die neuen Herren bei Lonrho streben Veränderungen an. Wie der Daily Telegraph schreibt, sind Frey und Schmidheiny nicht zufrieden mit Lenigas, der neben dem Aufsichtsrat von Fastjet auch Lonrho führte. «Der Wechsel der Eigner ist ein guter Zeitpunkt für mich, zurückzutreten und anderen die Führung zu überlassen», kommentierte er selbst.

Lange Frist

Ob Frey und Schmidheiny mit Fastjet Erfolg haben werden, bleibt fraglich. Die Prüfungsgesellschaft KMPG äußerte nach einer Prüfung der Bücher «deutliche Zweifel» an der Zukunft der Airline. Auch bei FS Africa ist man zurückhaltend. Lonrho sei in weit mehr Unternehmen als nur die Airline investiert, Gespräche über die Zukunft der Fluggesellschaft hätten noch nicht stattgefunden. «Die Investoren sind sehr daran interessiert, für lange Zeit in Unternehmen zu investieren», so der Sprecher.