SAS: Mehr Zeit für die Rettung
Die skandinavische Fluglinie steht am Abgrund. Angesichts der drohenden Insolvenz verlaufen die Verhandlungen über die Rettung des Konzerns positiv.
Airbus A330 von SAS: Missliche Lage.
Airbus A330 von SAS: Missliche Lage.
Es sind die wohl hektischsten Stunden in der Geschichte von SAS. Am Sonntag (19. November) traf sich das Management mit den acht beteiligten Gewerkschaften in Kopenhagen, um eine markante Lohnkürzung auszuhandeln. Am späteren Nachmittag sickerte dann aber durch, dass es bis dahin zu keiner umfassenden Einigung gekommen sei. «Es gibt eine Erfolgschance von 50 Prozent. Wir haben nur ein Ziel vor Augen und das ist eine Lösung zu finden», sagte Vertriebschef Eivind Roald damals der norwegischen Zeitung Aftenposten. Die Führung der skandinavischen Fluggesellschaft wies in der Folge ihre Piloten an, alle Flieger außerhalb der Heimmärkte per sofort voll zu tanken und für eine Rückkehr an die Basen bereit zu machen. Die Crews wurden angehalten, viel Bargeld mit sich zu führen, um im Ausland alle Ausgaben zahlen zu können, wie ein SAS-Sprecher bestätigte.
Gemäß der dänischen Zeitung Berlingske flog ein Teil des Aufsichtsrats von SAS Scandinavian Airlines in der Folge spätabends aus Kopenhagen nach Stockholm weiter. Beobachter werteten dies als Hinweis darauf, dass sie bei den Kredit gebenden Banken nochmals um ein paar weitere Tage Zeit ersuchen. Ohne Einigung muss die Führung die Insolvenz anmelden.
Hoffnung in letzter Sekunde
Eigentlich hätte am gestrigen Sonntag eine Einigung erzielt werden müssen. Die kurzfristigen Verhandlungen mit den Geldgebern in Stockholm scheinen am Ende aber erfolgreich gewesen zu sein. SAS bekam mehr Zeit. Vertreter der Gewerkschaften erklärten nämlich kurz vor Mitternacht, man habe nun neue Verhandlungen aufgenommen, dieses Mal gebe es keine Frist. Wie das Unternehmen dann am Montagmorgen mitteilte, wurde nun mit Ausnahme einer Gewerkschaft mit allen Arbeitnehmervertretern einer eine Einigung erzielt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters fehlt nun noch die Zustimmung der Gewerkschaft der dänischen Flugbegleiter.
Das Management legte am 12. November einen tiefgreifenden Restrukturierungsplan vor. Er sieht unter anderem den Verkauf des Abfertigungsgeschäfts, von Gebäuden und nicht benutzter Maschinen vor. Bereits zuvor wurden in der Verwaltung rund 300 Stellen gestrichen, weitere 800 sollen folgen. Die Mitarbeiterzahl würde so insgesamt von 15’000 auf 8000 Stellen abnehmen. Doch es braucht offenbar noch deutlich mehr. Nur unter Vorbehalt der Annahme des Sanierungsplans gewährten die Banken SAS Anfang November eine Erhöhung des Kreditrahmens von 3,1 auf 3,5 Milliarden Kronen (von 360 auf 405 Millionen Euro) bis März 2015.
Einst Vorbild für Studenten
SAS wurde 1946 durch den Zusammenschluss von Det Danske Luftfartselskab, Svensk Interkontinental Lufttrafik und Det Norske Luftfartselskap erschaffen. Die Regierungen von Schweden, Dänemark und Norwegen halten bis heute die Mehrheit der Anteile des Unternehmens. In den Neunzigerjahren galt SAS als eine der besten Fluggesellschaften der Welt. Wirtschaftsstudenten in aller Welt lernten anhand von Fallstudien über die skandinavische Airline, wie sich ein Unternehmen durch klaren Kundenfokus Vorteile im Markt verschafft.