Ryanair will Israel erobern
Der Billigflieger sucht massig Landerechte in Tel Aviv. Doch El Al & Co. wehren sich gegen neue Konkurrenz.
Flieger von Ryanair: Bald auch in Tel Aviv?
Flieger von Ryanair: Bald auch in Tel Aviv?
Ryanair rechnet dem Transportministerium in Jerusalem imposante Zahlen vor. 2,2 Millionen Passagiere könne man künftig pro Jahr auf den Routen von und nach Israel transportieren und in der Regel würden das europäische Touristen sein. Die gäben dann während ihres Urlaubs 480 Millionen Euro aus. Zudem erhielte das Land Verbindungen zu vierzig neuen Zielen, berichtet die israelische Tageszeitung Haaretz. Der Billigflieger präsentierte die Zahlenspiele, weil er neu von diversen europäischen Städten aus Tel Aviv anfliegen möchte. Die lokalen Fluggesellschaften wie El Al, Arkia und Israir sträuben sich jedoch vehement dagegen. Sie fürchten massive Ertragseinbußen und gar ihr Ende, sollte der aggressive Rivale aus Irland mit seinen Kampfpreisen in den Markt eintreten.
Ryanair verknüpft sein Begehren deshalb gleich auch mit einem Kompromissangebot. Drei Jahre lang werde man von Israel aus nur Städte anfliegen, welche El Al nicht bediene. Die angebotene, freiwillige Zurückhaltung ist einschneidend. El Al steuert rund 30 Flughäfen in Europa an, unter ihnen Berlin, Frankfurt, Genf, München, Wien und Zürich.
Warten auf Open-Sky-Abkommen
Die Iren machen mit ihrem Begehren Druck auf das Transportministerium, das Open-Sky-Abkommen mit der Europäischen Union endlich zu unterzeichnen. Grundsätzlich ist der Vertrag zwar bereits seit längerem besiegelt. Doch Transportminister Yisrael Katz verzögert die Inkraftsetzung, weil die nationalen Airlines sich derart dagegen sträuben. Er ließ zuerst einen Bericht über die Folgen des Vertrages ausarbeiten, der in Kürze vorgestellt werden soll. Erst dann kann das Abkommen vom Kabinett verabschiedet werden.
Derzeit existieren diverse bilaterale Vereinbarungen im Bereich Luftfahrt zwischen europäischen Ländern und Israel. Das Open-Sky-Abkommen würde sie durch eines ersetzen. Das würde administrative Abläufe vereinfachen. Neue Flugangebote sind schon jetzt möglich, aber die Bewilligungen müssen für jedes Land einzeln geführt werden. Das ist teuer und zeitaufwendig. So fliegt der Billigflieger Easyjet etwa seit 2009 nach Israel – aber nur ab Basel, Genf, London-Luton und Manchester. So musste er nur zwei Genehmigungen einholen.