Verdacht
Exportfinanzierung für Airbus gestoppt
Deutschland, Großbritannien und Frankreich haben die Exporthilfen für Airbus auf Eis gelegt. Der Flugzeugbauer hatte in Förderanträgen nicht deklariert, dass er teilweise Mittelsmänner einsetzt.
Airbus-Flieger: Nach Ungereimtheiten haben die Regierungen der größten europäischen Länder die Exportfinanzierung für ihre Flugzeuge bis auf weiteres ausgesetzt.
Airbus-Flieger: Nach Ungereimtheiten haben die Regierungen der größten europäischen Länder die Exportfinanzierung für ihre Flugzeuge bis auf weiteres ausgesetzt.
Airbus schlittert in einen möglichen Korruptionsskandal. Zunächst stoppte Großbritannien bis auf weiteres seine Exportfinanzierung für Airbus-Ausfuhren von Flugzeugen und Satelliten. Dann ergriffen auch Deutschland und Frankreich diese Maßnahme. Die drei Staaten prüfen, ob Airbus bei manchen seiner Transaktionen das Einsetzen von Mittelsmännern nicht meldete.
Airbus hatte die britischen Behörde in diesem Monat auf die möglichen Diskrepanzen hingewiesen. Sie hat ihre Informationen dann an die Nachbarländer weitergegeben. Die Probleme in den Exportfinanzierungs-Anträgen von Airbus werden jetzt in Großbritannien von der Anti-Korruptionsbehörde Serious Fraud Office durchleuchtet. Ein Sprecher des deutschen Wirtschaftsministeriums erklärt, dass noch nicht entschieden ist, ob bereits zugesagte Exportfinanzierungen auch zurückgenommen werden.
Nur ein kleiner Anteil
Die Zahlungen an die Agenten, die die europäischen Behörden nun prüfen, müssen nicht illegal sein. Airbus hatte im März 2015 John Harrison zum neuen Chefjustiziar ernannt. Der veranlasste die interne Untersuchung und die anschließende Meldung an UK Export Finance.
Laut Airbus erhielten nur 6 Prozent der Flugzeugauslieferungen 2015 Exportfinanzierungszuschüsse. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind Flugzeugfinanzierungen zudem allgemein leicht zu haben, so dass der Stopp der Exportfinanzierungen sich nicht unmittelbar negativ niederschlagen muss. Doch diese Art von Unterstützung macht es finanziell schwächer aufgestellten Fluggesellschaften überhaupt erst möglich, neue Flugzeuge zu kaufen. Die Garantien aus Großbritannien allein machten den Export von 39 Flugzeugen im Wert von 1,38 Milliarden Dollar möglich. Noch 2010/2011 finanzierten die öffentlichen Stellen 34 Prozent von Airbus’ Exporten.
Mögliche Brückenkredite durch Airbus Bank
Airbus nimmt jetzt Gespräche mit Kunden auf, die Deals über die Exportfinanzierung abschließen wollten. Möglicherweise stellen sie ihnen eine Brückenfinanzierung durch die hauseigene Airbus Bank zur Verfügung. Eine kleine Erleichterung für Airbus kommt aus dem Stillstand in der amerikanischen Politik: Auch Boeing hat Ärger mit der Exportfinanzierung.
Der US Export-Import Bank fehlt ein Aufsichtsratsmitglied auf einer vakanten Stelle, über die sich Demokraten und Republikaner im Kongress streiten. Deshalb ist die Bank schon seit vergangenem Juli für Flugzeug-Deals geschlossen. Erst vergangene Woche appellierte Boeing-Chef Dennis Muilenburg an das Bankenkomitee im Senat, endlich einen Kandidaten anzunehmen.