Eigene Airline für St. Helena
Die abgelegene Insel im Atlantik baut sich einen Flughafen. Lange zeigte keine Fluglinie wirklich Interesse, ihn anzufliegen. Bei Atlantic Star Airlines ist das anders.
So soll der Flughafen einst aussehen: Landen in der Einöde.
So soll der Flughafen einst aussehen: Landen in der Einöde.
Die Idee besteht schon lange. Seit den Sechziger Jahren fordern die 4250 Bewohner von St. Helena einen Flughafen. Denn bislang ist das britische Schiff RMS St Helena für sie die einzige Verbindung zur Außenwelt. Alle drei Wochen legt es nach einer fünftägigen Fahrt von Kapstadt aus auf der isolierten Insel im Atlantik an und bringt Passagiere und Fracht auf das felsige Eiland, das 1900 Kilometer westlich von Angola liegt. 2005 wurde deshalb der Bau eines Airports beschlossen. Drei Jahre später aber wurde das Projekt wieder begraben. Es war schlicht zu teuer. In der Folge wurde das Vorhaben verkleinert. 2011 gab die Zentralregierung in London ihr Okay zum neuen Plan und genehmigte dafür 240 Millionen Pfund. St. Helena ist bis heute ein britisches Überseegebiet.
Inzwischen ist das südafrikanische Bauunternehmen Basil Read bereits eifrig am bauen. Auf einer Hochebene oberhalb von Prosperous Bay entsteht ein Flughafen mit 14 Kilometer Zufahrtstraße ab der Hauptstadt Jamestown, einem Terminal von 3500 Quadratmetern Fläche und Sicherheits- und Supporteinrichtungen – sowie einer Piste von 1550 Metern Länge. Doch genau da liegt das Problem. Das erlaubt maximal Flugzeugen wie etwa einem Airbus A319 oder einer Boeing B737-700 abzusetzen. «Auch eine Boeing B737-800 ist möglich, aber mit gewissen Ladebeschränkungen», sagt Flughafendirektorin Janet Lawrence zu aeroTELEGRAPH. Daneben sie der Flughafen auch ideal für die neuen Typen Bombardier C-Series oder Sukhoi Superjet.
Direktflüge nach Europa unmöglich
Doch Direktflüge nach Europa sind mit diesen Fliegern nicht möglich. Von Frankfurt nach St. Helena etwa sind es 8500 Kilometer. Die Verantwortlichen änderten deshalb das ursprüngliche Projekt bereits ab und planen nun mit baulichen Ergänzungen. Die ermöglicht später eine Verlängerung der Piste um 100 Meter und damit eine Benutzung mit etwas größeren Jets. Doch für Langstreckenflieger ist die Landebahn dann noch immer zu kurz.
Flughafendirektorin Lawrence zielt denn zur Eröffnung im Februar 2016 auf minimal einen Flug pro Woche. Am ehesten werde der nach Johannesburg oder Kapstadt gehen. Eine Machbarkeits-Studie vor dem Entscheid zum Bau des Airports rechnete dennoch mit 30’000 Passagieren pro Jahr. Das hält selbst die lokale Tourismusdirektorin für unrealistisch. «Touristen werden kommen. Doch nicht in der prognostizierten Zahl» sagte sie kürzlich gemäß St Helena Online. «Wir glauben daran, dass es immer einen Markt für Reisen geben wird», entgegnet Flughafen-Chefin Lawrence.
Hotels fordern schnelle Verbindungen
Damit die Touristen kommen, braucht es aber zuerst eine bessere Infrastruktur. Das Unternehmen Shelco will zwar auf St. Helena eine Öko-Hotelanlage bauen. Doch sie fordert Direktflüge von Europa auf die Insel, auf der einst Napoléon seinen Lebensabend im Exil verbrachte, damit sie wirklich in das Projekt investiert. Und die Hotelgruppe Mantis zeigt zwar ebenfalls Interesse, ihre Pläne bleiben aber noch sehr vage. Hier scheint es zu sein wie bei der Frage mit dem Huhn und dem Ei.
Viel Hoffnung setzten die Verantwortlichen deshalb nun in ein ganz neues Luftfahrt-Projekt. Drei ehemalige Piloten von British Airways gründeten letztes Jahr Atlantic Star Airlines. Die Fluggesellschaft soll ganz spezifisch auf die Bedürfnisse der Bewohner der Insel ausgerichtet sein. Man plane nach Großbritannien zu fliegen, erklärt Geschäftsführer Andrew Radford gegenüber aeroTELEGRAPH. Das Distanzproblem will Atlantic Star Airlines mit einem Tankstopp lösen, voraussichtlich «in Südeuropa», wie er sagt.
Mit einer B757 nach Großbritannien
Man arbeite aber daran, auf die Flughafeneröffnung in drei Jahren mehr als den einen Flug pro Woche sicherzustellen, so Lawrence. Das Projekt Atlantic Star Airlines gibt ihr dabei neue Hoffnung. So viel steht fest: An Enthusiasmus mangelt es den Insulanern nicht.