Zwischenbericht
Luxair-Unfall in Saarbrücken: «Upps, Sorry»
Der Zwischenbericht der Ermittler zeigt erstmals die Kette der Ereignisse auf, die zum Unfall einer Maschine von Luxair in Saarbrücken führte. Die Kopilotin bemerkte ihren Fehler sehr schnell. Doch es war zu spät,
Szenen eines ungewöhnlichen, aber zum Glück glimpflich ausgegangenen Unfalls. Die Bombardier Dash 8 Q400 blieb am 30. September 2015…
… auf der Piste des Flughafens Saarbrückens liegen. Zuvor…
… missglückte der Start der Luxair-Maschine.
Die Folge Ein komplett aufgerissener Rumpf.
Szenen eines ungewöhnlichen, aber zum Glück glimpflich ausgegangenen Unfalls. Die Bombardier Dash 8 Q400 blieb am 30. September 2015…
… auf der Piste des Flughafens Saarbrückens liegen. Zuvor…
… missglückte der Start der Luxair-Maschine.
Die Folge Ein komplett aufgerissener Rumpf.
Um 10:16 Uhr und 42 Sekunden passierte es. Die 27-jährige Kopilotin von Flug LG9562 betätigte den Schalter zum Einziehen des Fahrwerks. Bereits eine Sekunden später bemerkte sie, was sie da eben getan hatte. «Upps, Sorry», ist auf den Aufzeichnungen aus dem Cockpit zu hören, wie der Zwischenbericht zum Unfall vom 30. September 2015 in Saarbrücken der deutschen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung BFU zeigt. Die Nase der Bombardier Dash 8 Q400 von Luxair zeigte zu jenem Zeitpunkt 5 Grad nach oben. Abgehoben hatte der Flieger noch nicht.
Das Schicksal nahm seinen Lauf. Noch eine Sekunde später erklang im Cockpit die Warnung über einen Tailstrike, also das Berühren der Startbahn mit dem Flugzeugheck. Kein Wunder. Durch das Einziehen des Fahrwerks war der Flieger hinten auf die Piste gekracht. Der vordere Teil des Dash 8 schlug kurz danach ebenfalls wieder auf dem Boden auf. Er knallte nach weiterem Aufbäumen noch zwei weitere Male auf die Piste von Saarbrücken. Das Flugzeug rutschte so noch rund 875 Meter weit, bis es stillstand.
Rumpf der Luxair-Maschine komplett durchgeschliffen
Die Rutschpartie war heftig. Die Ermittler der BFU fanden massive Zerstörung am Flugzeug. Die Blätter des linken Propellers waren um 40 Zentimeter und die des rechten Propellers um rund 1 Zentimeter verkürzt, weil sie nach dem zu frühen Einziehen des Fahrwerks auf die Piste schlugen. Entsprechende Spuren fanden sich auch auf der Piste. Der Rumpfboden war ab zwei Meter hinter dem Bugfahrwerk bis auf Höhe der hinteren Gepäckraumtür zerkratzt, eingedrückt beziehungsweise komplett durchgeschliffen. Die Maschine wurde denn auch nicht mehr repariert, sondern wird ersetzt.
Technische Mängel fanden die Ermittler keine. Der Unfall in Saarbrücken geht also alleine auf das Konto der Kopilotin. Sie hatte eine Flugerfahrung von 3295 Stunden. Mit Dash 8 war sie schon rund 1483 Stunden geflogen. Der Unfalltag war ihr erster nach einem 16-tägigen Urlaub. Ihr Fehler: Sie hielt den korrekten Ablauf beim Start nicht ein.
Vorgeschriebenen Ablauf nicht eingehalten
Als Pilot not flying– nicht steuernde Pilotin – war die junge Frau für das Einziehen des Fahrwerks zuständig. Aber sie hätte das erst tun dürfen, nachdem sie das Kommando des Pilot Flying – des steuernden Piloten – erhalten hat. Das tut er normalerweise, nachdem die Nase des Flugzeuges rund 10 Grad nach oben zeigt. Der nicht steuernde Pilot sieht dann die Nachricht auf seinen Armaturen: «Positive Climb». Und er muss das dem Piloten mitteilen. Der gibt danach das Kommando: «Gear Up», «Fahrwerk rauf».
Die Ermittler der BFU halten in ihrem Bericht daher fest, dass es menschliches Versagen war. Sie zitieren den britischen Psychologen James Reason dazu: «Fehler zu machen ist so normal wie Sauerstoff zu atmen». Für die Kopilotin ist es ein schwacher Trost. Luxair versetzte sie nach dem Unfall an den Boden.