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Flug LMI2933

Lamia ging mit ihrer Avro öfter ans Limit

In den vergangenen sechs Monaten absolvierte Lamia mit ihrer Avro RJ85 mindestens acht weitere Flüge, die hochriskant waren. Experten sprechen von «systematischen Vergehen».

Der Absturz von Flug LMI2933 ist für Reymi Ferreira kein Unfall. «Was in Medellín passierte, war Mord», erklärte der bolivianische Verteidigungsminister am Freitag. Der Pilot der Avro RJ85 der Fluggesellschaft Lamia habe alle Normen missachtet, indem er nicht wie geplant einen Tankstopp eingelegt habe.

Inzwischen sind Ermittler aus Brasilien, Bolivien und Kolumbien gemeinsam an der Arbeit. Ihre Untersuchung scheint die These von Kerosinmangel zu bestätigen. Der Pilot hätte gemäß Flugplanung in Bogota oder Cobija zwischenlanden sollen, um dort aufzutanken. Doch er flog durch. Kurz vor Medellín stürzte die Maschine mit der brasilianischen Fußballmannschaft Chapecoense und ihrem Stab ab. 71 Menschen starben.

Bis an die äußerste Grenze

Die Flugstrecke war für einen Nonstop-Flug zu lang. In der Standardversion weist eine Avro RJ85 mit einer Beladung von acht Tonnen mit allen möglichen Zusatztanks eine Reichweite von 1600 nautischen Meilen oder rund 2963 Kilometern auf. Von Santa Cruz de la Sierra bis Rionegro bei Medellín sind es aber 1605 nautische Meilen. Die Maschine hätte es also nur mit sehr viel Glück schaffen können. Offenbar ging Lamia aber dieses Risiko schon mehrere Male ein, wie der TV-Sender Univision berichtet.

In den vergangenen sechs Monaten brachte die bolivianische Charterfluggesellschaft ihre Avro RJ85 mindestens acht Mal ans Limit. Fünf Mal flog sie mit der Maschine in den Bereich der Kerosinreserve – etwa bei Flügen zwischen Belo Horizonte und Buenos Aires, Cochabamba – Medellín oder Barranquilla – Cobija. Eigentlich darf diese Reserve nur im äußersten Notfall angetastet werden.

Mehrmals Medellín – Santa Cruz

Weitere drei Male gingen die Verantwortlichen an die Leistungsgrenze. Am 22. August flog Lamia leer von Medellín nach Santa Cruz. Am 29. Oktober startete die Airline mit dem kolumbianischen Fußballclub Atlético Nacional an Bord ebenfalls von Medellín nach Santa Cruz. Die 2960 Kilometer legte die Maschine in 4 Stunden 27 Minuten zurück. Am 4. November flog sie erneut dieselbe Strecke leer.

Beim Unglück war die Avro Rj85 nicht nur voll, der Flug dauerte auch rund zehn Minuten länger als in den Risikoflügen zuvor. Die Aufzeichnung der Flüge zeige «systematische Zuwiderhandlungen auf fast allen Flügen», kommentierte ein Experte gegenüber Univision.