Letzte Aktualisierung: um 19:39 Uhr

Kahlschlag beim Lohn

Nach Belair: Angst bei Niki und LGW

Die Angestellten der Air-Berlin-Tochter Belair müssen mit mehr als einem Drittel weniger Lohn rechnen. Das beunruhigt das Personal der Töchter LGW und Niki.

Wolfgang Prock-Schauer war in seiner Aussage deutlich. Man werde Air Berlin «grundlegend» umbauen, um innerhalb von drei Jahren nachhaltig profitabel zu werden. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Ende August, als er die Sparmaßnahmen bei der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft erstmals etwas genauer erläuterte. Damals sprach er auch davon, dass man die «operativen Plattformen straffen und neu strukturieren werde. Auch das Verb «auflösen» nahm er als Möglichkeit in den Mund.

Heute fliegt die Air-Berlin-Gruppe mit fünf verschiedenen Luftverkehrsbetreiberzeugnissen (AOC): Air Berlin, Belair, LGW Luftfahrtgesellschaft Walter, Niki und Tuifly. Sie alle wissen, dass sie auf dem Prüfstand stehen und auch nicht ungeschoren davonkommen. Spätestens seit nun aber bekannt geworden ist, was bei der Schweizer Tochter Belair auf dem Tisch liegt, sind auch die Mitarbeitenden von Niki in Österreich und LGW in Deutschland endgültig beunruhigt. Denn aus Berlin erging an die helvetische Tochter die Ansage: Sparen oder dicht machen. Zwischen den Arbeitnehmervertretern der einzelnen Air-Berlin-Töchter findet jedenfalls bereits ein enger Austausch statt.

Bis zu 40 Prozent tiefere Vergütung

Acht Millionen Euro muss Belair sparen. Die Geschäftsleitung bekommt daher 20 Prozent weniger Lohn, Kaderleute und Piloten 15 Prozent und das Kabinen- und Bodenpersonal 10 Prozent weniger. Doch das ist nur der Durchschnitt, wie die Arbeitnehmervertretung der Piloten Belpers vorrechnet. Weil zugleich Die Arbeitszeiten an die EU-Regeln angepasst werden, resultiert bei ihnen faktisch eine Kürzung der Vergütung von bis zu 40 Prozent. «Die präsentierten Zahlen (minus 14 bis minus 18 Prozent vom jetzigen Gehalt) stimmen nur im absoluten Idealfall: 759 tatsächlich geflogene Stunden, keine Abwesenheit durch Krankheit, Militär, UBU oder Mutterschaftsurlaub» schreibt Belpers in einem Papier, das Austrian Aviation zugespielt worden war.

Die Belair-Piloten müssen nicht nur mehr arbeiten. Sie können neu auch sechs statt fünf Tage am Stück eigesetzt werden. Zudem wird ihr Ferienanspruch gekürzt. Vor allem die Piloten und Kopiloten zwischen 30 und 50 Jahren müssen da arg zurückstecken. Statt 42 Tagen bekommen sie künftig nur noch 35 pro Jahr. Nicht zuletzt werden die Beiträge des Arbeitgebers an die Vorsorge gekürzt.

Air-Berlin-Töchter besitzen zusammen 46 Flugzeuge

Belair mit Basis Flughafen Zürich betriebt eine Flotte von sechs Airbus A319 und A320. LGW Luftfahrtgesellschaft Walter (Basis: Dortmund) besitzt 17 Bombardier Dash 8-40. Und Niki (Wien) fliegt mit 23 A320, A321 und Embraer 190. Anders liegt der Fall bei Tuifly. Air Berlin mietet seit 2009 von der Airline 14 Maschinen mit Personal. Der noch bis 2019 laufende Vertrag gilt als schwere Altlast. Direkt eingreifen ist für das Management da aber schwieriger als bei Belair, LGW und NIki.