Letzte Aktualisierung: um 21:00 Uhr

Neue Klasse bei Lufthansa

«Glaube an Premium Eco bei Swiss»

Lufthansa-Vorstand Karl Ulrich Garnadt erklärt, weshalb Golfanbieter ein Problem sind und warum er auch bei Swiss und AUA eine Premium Eco erwartet.

strong>Lufthansa führt nach 35 Jahren erstmals wieder eine neue Klasse ein. Warum haben Sie so lange gewartet?
Die Nachfrage hat sich erst im Laufe der Zeit aufgebaut – dadurch, dass wir jetzt in der Business Class einen enorm hohen Qualitätsstandard etabliert haben, mit Lie-Flat Sitzen und den anderen Extras. Der ist inzwischen so weit weg von der Economy, dass da eine große Lücke entstanden ist. Man kann sagen, dass die Premium Economy in etwa dem entspricht, was wir in den 80er-Jahren in der Business hatten. Da sieht man, wie sich die Produktwelt entwickelt hat.

Wann wird es auf jedem Langstreckenflieger eine Premium Economy geben?
Im dritten Quartal des nächsten Jahres werden wir das geschafft haben – mit neuer First, Business und Premium Economy Class.

Kommen die Zielkunden aus der Business oder mehr aus der Economy?
Unsere Zielgruppe fliegt heute Economy und sagt: ‹Naja, wenn ich hier acht Stunden durch die Welt fliege, dann bin ich auch bereit, für den Hin- und Rückflug 500 bis 600 Euro mehr zu zahlen und habe dann mehr Platz, besseren Service, ein etwas exklusiveres Ambiente›.

Wird denn im Gegenzug den Economy-Passagieren etwas weg genommen?
Nein, es geht vor allem um den Platz. Der ist das teuerste Gut an Bord eines Flugzeugs. Premium Economy bietet deutlich mehr Platz als die Economy. Zusätzlich hat man für die Bordunterhaltung größere Bildschirme und wird intensiver betreut.

Spielte bei der Entscheidung für eine Premium Economy auch die Konkurrenz vom Golf eine Rolle?
Natürlich reagieren wir zum Teil auf Angebote, die bei Mitbewerbern schon da sind. Und die Golfairlines oder die asiatischen Anbieter setzen schon sehr hohe Standards, was das Produkt angeht. Da wollen wir nicht zurückstehen, sondern im Gesamtpaket sogar noch besser sein.

Was ist schwierigste, was es zu meistern gilt in Sachen Konkurrenz mit den Golfanbietern wie Emirates, Etihad oder Qatar?
Ich denke das Hauptproblem ist, dass wir es da mit staatlichen Monopolisten zu tun haben, die in ihren Ländern in jeder Beziehung geschützt werden. Bei uns in Deutschland, in Österreich oder auch in der Schweiz ist es eher so, dass Behörden sich über Dinge wie die Luftverkehrssteuer Gedanken machen und uns damit das Leben noch schwer machen.

Etihad hat aber gerade massive Probleme in Deutschland und auch in der Schweiz. In diesem Fall ist Ihnen das Eingreifen des Staates aber sicher recht.
Der Sachverhalt ist da ganz einfach. Es gibt Luftverkehrsabkommen. An diese Verträge müssen sich alle Seiten halten. Und so wie es zu lesen war, geht es ja darum, dass die Airlines entgegen diesen Verträgen Regelungen getroffen haben.

Was sollte die Politik sonst noch tun?
Wir kritisieren, dass eine ausländische Fluglinie mit ausländischem Staatsgeld europäische Unternehmen saniert. Da müssen dieselben Regelungen gelten wie in der EU. Und da geht das einmal und nicht mehr. Im Grunde ist das, was Etihad macht, nichts anderes als Staatshilfe bei einem deutschen Unternehmen.

Wenn die Premium Economy auch ein Mittel gegen die Konkurrenz ist, warum haben denn Ihre Töchter Swiss und Austrian keine entsprechenden Programme geplant?
Die Swiss beispielsweise wird ja mittelfristig andere Flugzeuge bekommen. Da wird man eine Neuerung nicht mehr in die alte Flotte einbauen wollen. Aber wir wünschen uns bei allen unseren Airlines ein ähnliches Angebot. Ich halte das auch für sinnvoll.

Also kommt eine Premium Economy bei der Swiss?
Vielleicht will man in Zürich erst einmal schauen, wie erfolgreich wir bei Lufthansa sind. Und da ich glaube, dass es ein Riesenerfolg wird, erwarte ich, dass auch bei der Swiss ein entsprechendes Angebot kommen wird.