Frust über gekippte Rückenlehnen
Viele Passagiere halten das Kippen der Rückenlehne für einen Segen. Viele Geschäftsreisende verfluchen es. Einer verlangt eine Sperrung der Funktion.
Entspannung oder Anspannung: An gekippten Rückenlehnen scheiden sich die Geister.
Entspannung oder Anspannung: An gekippten Rückenlehnen scheiden sich die Geister.
«Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie sich und genießen Sie den Flug», heißt es häufig beim Start. Das nehmen viele Passagiere wörtlich und kippen ihre Rückenlehne zurück – meist ohne Rücksicht auf den Hintermann. Hatte dieser vorher noch etwa eine Armlänge Luft zum Vordersitz, hat er nun mitunter den Hinterkopf des Vordermanns vor der Nase. An Essen, Entspannen oder Arbeiten ist dann nicht zu denken.
Richard A. Moran ist selbst häufig geschäftlich im Flieger unterwegs. Er will das nicht länger hinnehmen. Eindringlich appelliert er in einem offenen Brief auf Linkedin an die Fluggesellschaften, endlich das Zurückklappen der Sitze zu verhindern. Und er nennt gute Gründe: Einem Kollegen sei das Display seines Laptops von einem unverhofft zurückkippenden Sitz zerschmettert worden, manch schwergewichtiger Passagier komme kaum noch aus seinem Sitz zur Toilette und Menschen mit Laptops hätten keine Möglichkeit, zu arbeiten. «Diese wenigen Zentimeter entscheiden, ob man den Flug über produktiv ist oder nur dasitzt und seinen Vordermann verflucht.» Dabei sei etwa die Hälfte der Leute an Bord eines Flugzeugs Geschäftsreisende, die im Zweifel noch etwas arbeiten müssten.
Kleine nervige Knöpfe
Es könne kein großes Problem für die Airlines sein, die Rückklappfunktion zu deaktivieren. «Erinnern Sie sich noch, als man im Flugzeug rauchen durfte? Jeder Sitz hatte einen kleinen Aschenbecher, der nach dem Rauchverbot dann für Kaugummis und Müll genutzt wurde», schreibt Moran. Doch das fanden die Reinigungskräfte gar nicht lustig. Und schnell hätten die Airlines die Aschenbecher ausgebaut und einfach kleine Metallplättchen über die Öffnung geklebt.
«Und sie könnten das Gleiche mit den kleinen Knöpfen machen, die so manchem den Flug versauen», argumentiert Moran. Er sieht darin noch einen weiteren Vorteil: «Die armen Flugbegleiter müssten nicht wie bisher vor jeder Landung fast jeden einzelnen Passagier bitten, die Rückenlehne wieder hochzuklappen.» Das sei schließlich nervig und entwürdigend für die Stewardessen. Vielleicht könne man ja deren Gewerkschaft mobilisieren.
Geld für heruntergeklappte Lehnen
Und für all die, die unbedingt ihre Rückenlehne weiter umklappen wollen, hat Moran auch eine Lösung: Sie sollten dafür extra bezahlen – schließlich sei es mittlerweile normal, für jedes bisschen Service und Komfort extra zahlen zu müssen. «Und der Hintermann würde dann finanziell entschädigt werden», schlägt Moran vor. Eine Reaktion von Fluglinien steht bislang aus.
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