Ein Flughafen für St. Helena
Die britische Insel im Atlantik war bislang nur per Schiff zu erreichen - alle drei Wochen. Nun soll ein Flughafen Touristen anlocken.
Sankt Helena: Das isolierteste Stück Land – heut jedenfalls noch.
Sankt Helena: Das isolierteste Stück Land – heut jedenfalls noch.
Sie gilt als das isolierteste bewohnte Stück Land der Welt. 4000 Einwohner bewohnen die 120 Quadratkilometer große Insel rund 2000 Kilometer vor der Westküste Afrikas – zusammen mit über 400 endemische Tier- und Pflanzenarten. Bislang ist die einzige Verbindung zur Außenwelt die RMS Saint Helena, die alle drei Wochen Post auf das ferne Eiland bringt. Doch nun will die britische Regierung die Isolation sprengen. St. Helena soll endlich auch per Flugzeug erreicht werden können. Dazu plant London zusammen mit der Inselverwaltung einen internationalen Flughafen. Dadurch sollen Arbeitsplätze geschaffen werden. Zudem will man zahlungskräftige Touristen auf die einsame Insel im Atlantik locken.
Eigentlich hätte bereits dieses Jahr ein Flughafen eröffnen sollen. Doch das Vorhaben wurde im Jahr 2008 auf Eis gelegt. Dafür ist auch die Haltung der Bevölkerung gegenüber dem Megaprojekt verantwortlich. Doch auch die Finanzkrise liess die Labour-Regierung in London umdenken und das Projekt stoppen. Letztes Jahr erhielt die südafrikanische Baugesellschaft Basil Read dann aber doch noch den Zuschlag für das Projekt. Sie rechnet mit einer Bauzeit von rund vier Jahren. Danach sollen die 1’850 Meter lange Betonpiste, ein Terminal und eine 14 Kilometer lange Zufahrtsstrasse fertig sein. Ungefähr 14 Kilometer außerhalb der Hauptstadt Jamestown soll der Flughafen entstehen. Damit würde die Flugzeit nach Namibia oder Südafrika ungefähr vier Stunden betragen. Flugzeuge wie zum Beispiel die Boeing 737 oder der Airbus A319 könnten ihn dereinst anfliegen.
Keine Hilfe mehr von außen
Momentan wird die Insel, auf der einst Napoleon interniert war, von etwa 2000 Touristen pro Jahr aufgesucht. Mit einem Flughafen würde es deutlich mehr werden. Die Zahl werde aber auf ein Maximum von 30’000 pro Jahr oder 600 pro Woche beschränkt werden, um damit die Exklusivität und die Einzigartigkeit des Ökosystems zu gewährleisten. Dennoch wäre das für die Insel von zentraler Bedeutung. Derzeit ist der öffentliche Dienst der wichtigste Arbeitgeber auf der Insel. Fehlende Exporte, großer Bevölkerungsrückgang und geringer Konsum führten dazu, dass die Wirtschaft kaum wächst. Die Britische Regierung und andere ausländische Spender müssen die Insel daher finanziell unterstützen.
Der Flughafen könnte der Insel Schub verleihen. Hotels, Luxusrestaurants und Angebote im Tourismusbereich – das alles könnte sich entwickeln. Auch würde er Flughafen den Export von Fisch und Kaffee vereinfachen und so der Privatwirtschaft weiteren Auftrieb verleihen. Laut Mike Dean, Chef der Tourismusentwicklung auf St. Helena, könnte die Insel schon im Jahr 2022 ohne finanzielle Hilfsmittel von außen auskommen.