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Interview

«Dortmund strebt Ausbau der Startbahn an»

Der Flughafen Dortmund ist unzufrieden mit der Behandlung durch die Politik. Wie er dagegen kämpfen, wie er neue Fluglinien anlocken und wo er ausbauen will, sagt Geschäftsführer Udo Mager im Interview.

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Der Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen teilt die Flughäfen des Bundeslandes in zwei Klassen ein. Dortmund ist nur «regionalbedeutsam», nicht «landesbedeutsam». Welche Nachteile befürchten Sie dadurch?
Udo Mager*: Eine Kategorisierung der Verkehrsflughäfen, wie sie im neuen Entwurf des Landesentwicklungsplans Nordrhein-Westfalen vorgenommen wird, ist überflüssig. Alle sechs internationalen Verkehrsflughäfen in NRW legitimieren sich durch ihr jeweiliges Einzugsgebiet und ihr spezifisches Destinationsangebot. Die Unterscheidung zwischen regionalbedeutsamen und landesbedeutsamen Flughäfen ist an Entwicklungsperspektiven gebunden. Lediglich den landesbedeutsamen Verkehrsflughäfen wird eine «bedarfsgerechte» Entwicklung zugestanden. Wir bedauern, dass trotz sämtlicher Argumente, die wir seit dem ersten Entwurf im Jahr 2013 anführen, ein Landesentwicklungsplan beschlossen wurde, der der Realität des Jahres 2016 nicht mehr gerecht wird und Wettbewerbsverzerrungen hervorruft. Diese werden uns nun bis zur Erarbeitung eines neuen Luftverkehrskonzeptes begleiten.

Werden Sie gegen die Einteilung oder die befürchteten Nachteile vorgehen?
Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass dem Dortmund Airport wie auch allen anderen Verkehrsflughäfen in NRW künftig identische Entwicklungsperspektiven offeriert werden. Nur so kann die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Flughafengesellschaften gesichert werden. Der Rechtsweg kann nur dann beschritten werden, wenn wir als Airport direkt benachteiligt sind. Sollte also künftig eine weitreichende Entscheidung, etwa der Antrag zur Betriebszeitenerweiterung, auf Basis der Vorgaben, die der Landesentwicklungsplan festschreibt, negativ ausfallen, könnte eine Klage auf die Rechtswidrigkeit des Landesentwicklungsplan gestützt werden. Ein konkreter Anlass dazu liegt aktuell nicht vor.

Der Flughafen Weeze will die Europäische Kommission einschalten. Halten Sie dies für aussichtsreich?
Die Ankündigungen des Flughafens Weeze zielen darauf ab, die EU-Konformität des Landesentwicklungsplan zu überprüfen. Als grenznaher Flughafen zu den Niederlanden und mit einer anderen Eigentümerstruktur verfolgt er spezifische Interessen. Wir teilen allerdings die Rechtsauffassung und sehen gute Erfolgsaussichten. Käme die EU-Kommission zu dem Ergebnis, dass der Landesentwicklungsplan nicht EU-konform ist, wäre das natürlich auch für die anderen Airports relevant.

Käme die EU-Kommission zu dem Ergebnis, dass der Landesentwicklungsplan nicht EU-konform ist, wäre das natürlich relevant.

Kaum ein Regionalflughafen ist profitabel.  Dortmund schreibt Verlust und hat mit Köln/Bonn, Düsseldorf, Münster/Osnabrück, Paderborn/Lippstadt und Weeze viel Konkurrenz. Wie sichern Sie das Überleben?
Nordrhein-Westfalen braucht alle sechs internationalen Verkehrsflughäfen. Jeder Airport hat Alleinstellungsmerkmale und bedient unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse. Erst 2014 hat uns die EU-Kommission bestätigt, dass wir einen originären Mobilitätsbedarf in der Metropole Ruhr bedienen und deren Anbindung an das europäische Luftverkehrsnetz sichern. Wir werden alle uns möglichen Maßnahmen ergreifen, um die EU-Vorgaben nach den EU-Leitlinien bis zum Jahr 2023 zu erfüllen.

Wie sehen die aus?
Erste Schritte haben wir bereits vollzogen. Das darauf abzielende Zukunftskonzept des Dortmunder Flughafens sieht unter anderem eine Steigerung der Passagierzahlen bis 2020 auf 2,5 Millionen vor, insbesondere durch ein Wachstum bestehender Destinationen. Darüber hinaus unternimmt der Dortmund Airport intensive Akquisebemühungen, um Neuverkehre zu attraktiven Reisezielen anbieten zu können. Des Weiteren soll die Verkehrsentwicklung in den nächsten Jahren durch die Genehmigung von erweiterten Betriebszeiten zusätzlich vorangetrieben werden. Wir rechnen damit, dass die Bezirksregierung Münster die im Ergänzungsverfahren beantragten Betriebszeiten im Laufe des Jahres 2017 genehmigen wird. Die Reduzierung des Betriebsverlustes im Sinne der EU-Vorgaben, der so genannte EU-EBITDA, in den vergangenen Jahren ist ein Indiz dafür, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.

Ist die starke Ausrichtung auf Billigairlines nicht riskant?
Die jüngsten Entwicklungen an den internationalen Drehkreuzen verdeutlichen eindrucksvoll die zunehmende Bedeutung der Lowcost-Anbieter. Das enorme Wachstum von Airlines wie Ryanair, Easyjet oder Wizz Air veranlasst inzwischen viele Verkehrsflughäfen zum Umdenken. Dortmund arbeitet sehr erfolgreich mit Airlines aus dem Lowcost-Segment zusammen. Vorteile ergeben sich für uns als Flughafenbetreiber zum Beispiel durch das erweiterte Einzugsgebiet, das der Einsatz von Billigairlines nach sich zieht. Historisch und infrastrukturell ist der Dortmund Airport kein reiner Lowcost-Flughafen. Wir bieten den Airlines und den Passagieren mehr – und das wissen unsere Kunden zu schätzen. Zusammen mit der heterogenen Passagierstruktur aus Geschäftsreisenden und touristisch orientierten Fluggästen bietet sich uns so die Möglichkeit, für beide Segmente interessant zu sein, und zwar unabhängig von deren Entwicklung.

Gibt es Potenzial für neue Airlines? Und wie locken Sie diese an?
Der Flughafen Dortmund ist der einzige internationale Verkehrsflughafen in der Metropole Ruhr mit über 5 Millionen Einwohnern. Er weist mit etwa 8 bis 10 Millionen Menschen in einem Radius von einer Stunde Anfahrzeit ein beträchtliches Passagierpotenzial auf. Im Norden ist der Flughafen über die Autobahnen A 1 und A 2 sowie im Süden über die Autobahn A 45 hervorragend an das überregionale Straßennetz angebunden. Er liegt unmittelbar an der A40/Bundesstraße B 1, die den Flughafen mit dem Stadtzentrum von Dortmund verbindet. Demnächst wird es im Osten einen zweiten Autobahnanschluss geben. An das Nahverkehrsnetz ist der Dortmund Airport mit Bussen angeschlossen.

Wir bieten den Airlines und den Passagieren mehr als Lowcost.

Aber das alleine reicht wohl nicht.
Der Osteuropa-Schwerpunkt ist ein Alleinstellungsmerkmal und erweitert mit den attraktiven Angeboten unser Einzugsgebiet. Die Expansion der Lowcost-Airlines an den Flughäfen in Frankfurt oder Köln darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Branchenwachstum insgesamt begrenzte Kapazitäten gegenüber stehen. Das gilt vor allem für die interkontinentalen und transatlantischen Verkehre. Wir verfügen noch über Kapazitäten, die innereuropäisch auch zur Entlastung der zentralen Airports genutzt werden können. Verbunden mit der Standortattraktivität erlaubt uns das, engagiert die Akquisition von Airlines und Destinationen zu betreiben. Nur so können wir im Wettbewerb auch langfristig bestehen.

Der längste Flug von Dortmund aus ist mit etwas mehr als vier Stunden zurzeit Kutaissi in Georgien. Ist für Sie langfristig auch die Langstrecke ein Thema?
Unsere Start- und Landebahn bringt mit 2000 Metern Länge Eigenschaften mit sich, die keinen Einsatz von Fluggerät, das auf Langstrecken zum Einsatz kommt, erlauben. Derzeit konzentrieren sich unsere Bemühungen darauf, die Infrastruktur für das Starten und Landen größerer Flugzeuge für den Mittelstreckenflug leistungsfähig zu halten und weiter zu ertüchtigen.

Welche Ausbaupläne bei der Infrastruktur stehen als nächstes an?
Als Infrastrukturbetreiber stehen wir selbstverständlich in der Pflicht, die Voraussetzungen für einen wettbewerbs- und zukunftsfähigen Betrieb zu sichern. Dazu gehört auch, die Start- und Landebahn an die veränderten Gegebenheiten anzupassen. Die sukzessive Flottenumrüstung der Airlines auf immer größere Flugzeugtypen veranlasst uns dazu, aktuell verschiedene Varianten zur Ertüchtigung der Start- und Landebahn zu überprüfen. Als Betreibergesellschaft streben wir längerfristig einen Ausbau der Start- und Landebahn auf 2300 Meter an.

* Udo Mager ist Geschäftsführer der Flughafen Dortmund GmbH. Er studierte an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW und ist Dipl. Verwaltungswirt. Über die vergangenen Jahre war er in verschiedenen Stellen für die Stadt Dortmund tätig, vor allem in der Führung städtischer Betriebe. Seit 2013 ist er Flughafenchef.