Letzte Aktualisierung: um 20:57 Uhr

Absturz im Sinai

Fakten und offene Fragen zu Flug 7K9268

Noch immer bleibt die Tragödie von Flug 7K9268 ein Rätsel. Nur wenig ist bisher über den Absturz des A321 von Metrojet/Kogalymavia im Sinai bekannt. Was sind die wichtigsten Fakten? Eine Übersicht.

Flug 7K9268 wird als gigantische Tragödie in die russischen Annalen eingehen. Der Absturz des Airbus A321 von Metrojet/Kogalymavia im Sinai ist mit 224 Toten die schlimmste Luftfahrt-Katastrophe in der Geschichte des Landes, noch schlimmer als Unglücksflug FV162 von Pulkovo Airlines im August 2006. Damals stürzte eine Tupolew Tu-154 in der Ukraine ab, 170 Menschen verloren ihr Leben.

Nach dem Absturz am Samstagmorgen (31. Oktober) gab es verwirrende Aussagen aus Russland und Ägypten. Oftmals widersprachen sie sich diametral. So erklärte an einem Punkt Ägypten, man habe die Flugschreiber gefunden, aus Russland wurde das dementiert. Nun aber scheinen sich die beiden Länder zusammenzuraufen. Sie einigten sich am Sonntag darauf, die Untersuchung gemeinsam zu führen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Die Ausgangslage der Ermittler von Flug 7K9268

Viele Fragen zu Flug 7K9268 sind derzeit noch unbeantwortbar, viele Variablen noch unbekannt. Die Ermittler erklärten am Sonntag (1. November), derzeit sei noch alles offen. Man könne keine Ursache für den Absturz ausschließen. Ihre Ermittlungen werden noch Wochen und Monate dauern. Das ist die Ausgangslage:

Der Flug: Flug 7K9268 startete am Samstagmorgen in Sharm El-Sheik mit Ziel St. Petersburg. An Bord waren 217 Passagiere und 7 Besatzungsmitglieder. Pilot und Kopilot waren erfahren. Der Airbus A321 war ungefähr 23 Minuten in der Luft, bis es zum Unglück kam. Er befand sich bereits auf der Reiseflughöhe von 31.000 Fuss oder 9450 Meter. Kurz vor dem Verschwinden vom Radar sank er sehr schnell, mit rund 6000 Fuß oder 1830 Meter pro Minute.

Die Route: Der A321 flog ab Sharm El-Sheik quer durch den Sinai in Richtung Zypern. Die ägyptische Halbinsel ist für Überflüge nicht gesperrt. Diverse Luftfahrtbehörden wie die Easa oder die FAA warnten aber davor, dass es unterhalb von 25.000 Fuß oder 7620 Metern gefährlich wird – weil islamistische IS-Rebellen dort mit Waffen operieren, die Flugzeuge gefährden könnten.

Der Absturzort: Die Trümmer liegen sehr weit verstreut auf einer Fläche von rund 20 Quadratkilometern. Das Gelände liegt rund 100 Kilometer südlich der Küstenstadt Al-Arish am Mittelmeer.

Das Flugzeug: Der A321 von Metrojet/Kogalymavia mit der Kennzeichnung EI-ETJ ist 18,5 Jahre alt. Seit seiner Auslieferung flog er 56.000 Stunden und absolvierte 21.000 Flüge. Seinen letzten großen Check absolvierte er im Mai 2014 in Samara, danach gab es kleinere obligatorische Überprüfungen. Am Vorabend beklagte sich der Ko-Pilot am Telefon über den Zustand der Maschine. Zuvor hatten Gerüchte um wiederholte Triebwerskprobleme kursiert.

Die Fluggesellschaft: Kogalymavia fliegt heute unter der Marke Metrojet. Die Charterairline wurde 1993 gegründet. Die Fluglinie mit Sitz in Kogalym in Westsibirien und Hub in Moskau Domodedowo besitzt eine Flotte von 5 Airbus A321. Damit bedient sie Urlaubsziele innerhalb von Russland und rund ums Mittelmeer.

Das Terrorbekenntnis: Ein Ableger der Terrorgruppe IS erklärte, sie stecke hinter dem Unfall. «Die Kämpfer des Islamischen Staats haben es geschafft, ein russisches Flugzeug  über der Sinai-Provinz abzuschießen», heißt es in einer Nachricht. Das gilt aber als eher unwahrscheinlich. Denn die IS besitzt – zumindest nach bisherigem Kenntnisstand – lediglich schultergestützte Luftabwehr-Waffen. Die reichen maximal 5000 Meter hoch.

Die erste Einschätzung: Die weit verstreuten Trümmer deuteten darauf hin, dass der A321 in der Luft auseinander gebrochen sein müsse, sagte Viktor Sorotschenko von der russischen Luftfahrtbehörde MAK. Was zu diesem Auseinanderbrechen im Flug geführt haben könnte, ist aber unklar. Selbst wenn die Piloten über dem Sinai den Schub beider Triebwerke verloren haben sollten, würde das nicht einen derart schnellen Sinkflug und die Desintegration erklären. Sie hätten auch dann noch Zeit gehabt, einen Ausweichflughafen zu erreichen – außer ein anderes Problem beschleunigte das Unglück. Hier müssen die Ermittler einsetzen.