Letzte Aktualisierung: um 1:15 Uhr

Etihad Regional startet Lugano - Sion

Ein Mini-Flug, der Piloten ganz schön fordert

Etihad Regional fliegt neu von Lugano nach Sion. Der Flug über die Alpen dauert 35 Minuten. Für die Piloten ist er herausfordernd, da beide Flughäfen besonders schwierig anzufliegen sind.

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Die Saab 2000 beschleunigt. Nach nicht einmal zwei Dritteln der 1420 Meter langen Piste des Aeroporto di Lugano-Agno steigt sie steil in den Himmel. Vorbei an bewaldeten Hügeln, über Luganersee, Lago di Varese und Langensee hinweg, klettert sie höher bis über die Wolken. Über der piemontesischen Stadt Borgomanero drehen die Piloten von Flug F7 28 von Etihad Regional nach rechts ab und folgen dem Valle di Aosta. Der Montblanc zeigt sich bald am Flugzeugfenster. Nach wenigen Minuten verlässt die Propellermaschine schon wieder die Reiseflughöhe und biegt vor Montreux in Richtung Martigny ab. Vorbei an schneebedeckten Gipfeln schraubt die Maschine sich tiefer. In steilem Winkel steuern sie dann am Ende auf die Piste des Flughafens Sion. Der Flug dauerte gerade Mal 34 Minuten.

Der Flug vom 8. Mai war eine Premiere. Es ist zum ersten Mal überhaupt, dass eine Linien-Fluggesellschaft die Strecke Lugano – Sion (deutscher Name: Sitten) anbietet. Etihad Regional fliegt sie in der angebrochenen Sommersaison ein Mal pro Woche. Die Verbindung bringt Reisenden zwischen den beiden Schweizer Städten einen Zeitgewinn von rund viereinhalb Stunden. Das ist jedoch nicht der Grund für das neue Angebot – zu klein ist das Einzugsgebiet an beiden Enden. Der Miniflug über die Alpen ist ein Nebenprodukt. Es hat sich aber dafür erstaunlich gut entwickelt. «Bereits am Tag an dem wir ihn ins System stellten, kamen die ersten Buchungen herein», freut sich Etihad Regionals Geschäftsführer Maurizio Merlo.

Schon ein Viertel der Sitze verkauft

Etihad Regional fliegt sonntags im Auftrag eines Reisebüros von Sion nach Mallorca. Statt leer mit dem Flieger von Lugano nach Sitten zu fliegen, öffnete sie den Positionierungsflug fürs allgemeine Publikum. «Wir sind zufrieden mit den Buchungen – insbesondere da es eine ganz neue Route ist», kommentiert Merlo. Man habe schon jetzt für die gesamte Saison ein Viertel der Sitze verkauft. Der Entscheid rechne sich deshalb bereits. Denn die Kosten seien tief. «Wie üblich bei neuen Routen, werden wir mit dem Flughafen Sion eine gute Lösung finden», so Merlo.

Für Reisende bietet der Flug eine ungewöhnliche Route und einen Gratis-Alpenflug. Für die Piloten aber sind die 35 Minuten herausfordernd. Denn die Flughäfen von Lugano und Sion sind beide in der schwierigsten Kategorie C eingestuft. Das heißt, es gibt vor Ort oft schwierige Wetterverhältnisse, zu denen ungewöhnlichen Anflugpfaden und betrieblichen Beschränkungen hinzu kommen. Nur Piloten mit intensiver Spezialausbildung dürfen solche C-Airports anfliegen.

Sonntags viele Gleitschirmpiloten

«Wir sind heute auf Sicht aus Westen angeflogen», erzählt Pilot Matteo Vanoli über seine Landung in Sion. Die Visibilität sei von dort besser gewesen. Normalerweise komme man von Osten per Instrumentalanflug. Das dauere aber länger. Zudem sei der Anflug vom Genfersee her ganz einfach schöner. Jeder C-Airport sei unterschiedlich, so Pilot Vanoli. In Sion gebe es zusätzlich zu den hohen Bergen rund ums Gelände und den oftmals schwierigen Wetterverhältnissen mit wechselnden, starken Winden am Wochenende jeweils auch viel Privatverkehr und Gleitschirmflieger. «Da muss man schon aufpassen».

In Lugano sei es ähnlich und zudem sehr eng. Das mache abgebrochene Landungen herausfordernd. Der Platz, um eine Kurve zu fliegen, sei beschränkt. Aber dafür sei man ja ausgebildet und zudem sei die Saab 2000 ein sehr gutes Flugzeug für solche Verhältnisse. «Als Pilot liebt man die Landungen und Starts in Lugano und Sion. Die Aussicht ist wundervoll», so Vanoli. Sein Cockpit-Kollege Riccardo Mariani pflichtet ihm bei.

Eine der kürzesten Strecken in Europa

In Sion endet die Arbeit der beiden Piloten nicht. Sie fliegen weiter nach Palma de Mallorca, von dort wieder zurück nach Sion und dann auch wieder nach Lugano. Die Teilstrecke von Sion nach Lugano ist aber die speziellste. Der Flug mit der Nummer F7 28 ist mit 125 Kilometern Distanz einer der kürzesten in Europa.

Etihad Regional ist der Markenname der Schweizer Regionalairline, die offiziell Darwin Airline heißt. Sie betreibt eine Flotte von 4 ATR72 und 6 Saab 2000. Nachdem sie eine Expansion in Europa nach der Beteiligung von Etihad aufgeben musste, spezialisiert sich die Fluglinie auf Wet-Lease-Dienste, Charterflüge und einige Linienflüge, wie etwa Zürich – Genf. Diese werden im Codeshare mit Etihad durchgeführt. Die Golfairline investierte bislang 50 Millionen Franken in ihre 33-prozentige Schweizer Beteiligung.

Sehen Sie in der oben stehenden Galerie mit Bildern von aeroTELEGRAPH-Fotograf Simeon Lüthi Eindrücke des Fluges Lugano – Sion.