Letzte Aktualisierung: um 12:26 Uhr

75 Jahre Staatsvertrag

Der einzige Flughafen, der von zwei Ländern gemeinsam betrieben wird

Er ist ein Unikat. Der Flughafen Basel/Mulhouse ist der einzige weltweit, der von zwei Ländern gemeinsam betrieben wird. Die Basis dazu wurde vor 75 Jahren mit dem Staatsvertrag zwischen Frankreich und der Schweiz gelegt.

Die Armeeführung war alles andere als begeistert. «Das neue Projekt weist gegenüber den früheren Projekten, die näher an der Schweizergrenze lagen, die Eigenartigkeit auf, dass im Falle kriegerischer Verwicklungen von Schweizerseite aus keine Möglichkeit mehr besteht, die Benutzung des Flugplatzes mit Erdwaffen zu verhindern. Vom militärischen Standpunkte aus muss das als ein Nachteil bezeichnet werden», schrieb das Eidgenössische Militärdepartement im Februar 1946, wie Dokumente der Online-Datenbank Dodis zeigen.

Was der Armee missfiel: Die Schweizer Regierung hatte sich für einen neuen Flughafen für Basel ausgesprochen, der auf französischem Staatsgebiet lag. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte es in der Region Bestrebungen gegeben, den alten Flughafen Sternenfeld in Birsfelden zu ersetzen. Denn der lokale Rheinhafen und das lokale Kraftwerk wollten ausbauen und brauchten deshalb mehr Platz. Ganz oder mehrheitlich in der Schweiz liegende Alternativen in Muttenz oder Allschwil erwiesen sich aber als ungenügend oder nicht durchführbar.

Frankreich war unzufrieden

Und so nahm die Schweiz schon 1945 neue Verhandlungen mit Frankreich auf. Ein Gelände der Kommune Blotzheim wurde dabei zum Favoriten. Dort war der neue Flughafen nicht nur billiger zu bauen, es eignete sich zudem besser für den Betrieb. Man einigte sich schnell. Am 8. März 1946 wurde der erste Spatenstich getätigt und in den folgenden Wochen bauten 350 Arbeiter und zeitweise bis zu 100 deutsche Kriegsgefangene eine 1270 Meter lange und 40 Meter breite Piste sowie mehrere einfache Dienstgebäude.

Am 8. Mai wurde der neue Flughafen offiziell eröffnet. Doch eine Erfolgsgeschichte war er zuerst nicht. Denn Frankreich trug alle Kosten, den Nutzen hatte dagegen auch die Schweiz. Das gefiel Paris gar nicht. Und so drohte sogar die Schließung. Um das zu verhindern, beteiligte sich der Kanton Basel-Stadt ab 1948 an den Kosten.

Alles genauestens geregelt

Doch es brauchte mehr. Und so setzten sich die Regierungen der Schweiz und Frankreichs neuerlich zusammen. Das Resultat war der am 4. Juli 1949 geschlossene Staatsvertrag «über den Bau und Betrieb des Flughafens Basel-Mülhausen in Blotzheim». Darin wurde festgehalten, dass die beiden Länder den Flughafen künftig über ein gemeinsames Unternehmen auch gemeinsam betreiben und finanzieren.


Der Flughafen Basel/Mulhouse/Freiburg heute. Bild: Euro Airport

Paris brachte die bisherigen Anlagen ein und verpflichtetet sich, für Bahn- und Straßenanschluss zu sorgen, Bern übernahm die Kosten für den weiteren Ausbau. Und im Vertrag wurden auch viele weitere Dinge akribisch geregelt. So wurde festgehalten, dass Frankreich die Kommunikationsdienste, den Wetterdienst, die Flugleitung und die Flugsicherung am Flughafen Basel/Mulhouse übernimmt, die Sanitäts-, Zoll- und Polizeidienste aber sowohl von schweizerischen als auch von französischen Beamten übernommen werden. Auch für die Besetzungen des Vorstandes und Aufsichtsrates oder die Gewinnverwendung wurden Regeln aufgestellt.

Zwei Länder – und eigentlich sogar drei

Frankreich und die Schweiz heilten auch fest, dass es am Flughafen Basel/Mulhouse einen französischen und einen schweizerischen Sektor geben wird, in welchen die Reisenden und Güter von französischen beziehungsweise schweizerischen Angestellten überprüft werden. Zudem wurde die Schaffung einer umzäunten Zollstraße beschlossen, welche den in Frankreich liegenden Flughafen mit der Schweiz verbindet.

Der Flughafen wurde durch den Staatsvertrag zum Unikat. Kein anderer Flughafen wird von zwei Ländern betrieben. Da ihn nicht längst nur Menschen im Elsass und in der Nordwestschweiz nutzen, sondern auch viele aus Südbaden, nennt er sich längst Euro Airport oder auch Basel/Mulhouse/Freiburg.

Den Staatsvertrag können Sie hier herunterladen.