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Neuausrichtung

Das ist die neue Air Berlin

Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hat entschieden. Sie geht als klassische Netzwerk-Airline in die Zukunft. Die Details zur neuen Air Berlin.

Weniger ist mehr. Das ist das neue Motto von Air Berlin. «Wir richten uns strategisch neu aus, um uns eine Zukunft zu eröffnen», sagt Vorstandsvorsitzender Stefan Pichler dazu. Vor allem wegen der vielen Zukäufe in den Nullerjahren – LTU, Belair, DBA und Niki – wurde Air Berlin zwar groß, aber auch unübersichtlich. Die Kostenstruktur verschlechterte sich, die Strategie verschwamm. «Durch den stetig zunehmenden Marktdruck sehen wir uns gezwungen, unser bestehendes komplexes Geschäftsmodell zu ändern», so Pichler.

Air Berlin ist künftig eine klassische Netzwerk-Gesellschaft mit zwei Drehkreuzen. Man werde dadurch schlanker, dynamischer und stärker, so Pichler. Schlanker heißt aber zuerst einmal Abbau. Statt 136 Flugzeuge wird die Kern-Flotte ab kommenden Sommer nur noch 75 Flieger umfassen. Dadurch fällt Air Berlin vom neunten Rang der größten europäischen Fluggesellschaften zurück auf den 14. Platz. Sie ist künftig in etwa noch so groß wie Finnair, Flybe oder Pegasus Airlines. Dafür soll sie ab 2018 wieder einen Betriebsgewinn einfliegen.

Doch wie genau sieht diese neue Air Berlin aus? Sie besteht aus drei unabhängig voneinander geführten Teilen:

Netzwerk-Airline

Die neue Air Berlin konzentriert sich auf das klassische Netzwerkgeschäft ab den beiden Drehkreuzen Berlin und Düsseldorf. Sie will mit 40 Flugzeugen der A320-Familie und 18 Bombardier Dash 8 Q400 Flüge zu den wichtigsten europäischen Wirtschaftsstandorten anbieten. Dabei liegt der Fokus auf Italien, Skandinavien und Osteuropa. Zudem will Air Berlin mehr innerdeutsche Verbindungen anbieten. Als Nebenbasen verbleiben nur Stuttgart und München.

Langstreckenverbindungen bleiben ein integraler Bestandteil des Angebots. Hier plant Air Berlin mit einer Flotte von 17 Airbus A330-200. Man wolle Frequenzen erhöhen und neue Ziele insbesondere in den USA erschließen, verspricht Pichler. Auch Asien ist wieder ein Thema. Der Fokus liegt künftig allgemein auf den Geschäftskunden. So will Air Berlin mehr verdienen und weniger von saisonalen Nachfrageschwankungen abhängig sein. Waren im Winter bislang bis zu 27 Flugzeuge überflüssig, gibt es künftig im Schnitt nur noch eine Maschine, die Air Berlin nicht immer einsetzen kann.

Ferienflieger

Mit Flügen aus Deutschland an Warmwasserziele wurde Air Berlin einst groß. Dieser Bereich mit den Töchtern Belair und Niki wird kommendes Jahr in einem eigenständig agierenden Geschäftsbereich zusammengefasst. Für diesen werden strategische Optionen geprüft. Air Berlin überlegt sich also, das Geschäft zu verkaufen oder es mit einem Partner zu betreiben. Der Ferienflugbereich besitzt 35 Flugzeuge.

Wet-Lease-Division

Air Berlin plant ab kommendem Sommer bis zu 29 Airbus A320 und 11 A319 an Lufthansa zu vermieten. 35 Maschinen werden für Eurowings in den Farben der Billigairline ab sieben deutschen Flughäfen sowie ab Wien und Palma de Mallorca fliegen. 5 weitere Flugzeuge sind künftig für Austrian Airlines ab Wien unterwegs. Die Integration der Flieger in die Flotte der Lufthansa-Töchter wird gestaffelt vorgenommen. Für 38 der Air-Berlin-Jets besteht ein sechsjähriger Wet-Lease-Vertrag. Das heißt, Cockpit- und Kabinenpersonal, technische Wartung, Versicherung stellt Air Berlin mit zur Verfügung.

Lufthansa zahlt dafür monatlich einen festen Betrag und es garantiert ein Minimum. Insgesamt rechnet Air Berlin mit Einnahmen von durchschnittlich 200 Millionen Euro pro Jahr. Der Deal ermöglicht der Airline zudem, überschüssige Kapazitäten zu reduzieren, stabile Einnahmen zu generieren und die Restrukturierungskosten zu sparen, die bei einem Abbau dieser Flieger angefallen wären. Das heißt aber auch, dass das Überleben dieser Einheit nach Auslaufen des Vertrages nicht gesichert ist. 2 Flugzeuge werden im Dry-Lease (also ohne Crews) an Lufthansa vermietet.