Asiana: Pilot wollte durchstarten
Die US-Behörden publizierten erste Erkenntnisse zum Crash in San Francisco. Der B777 drohte ein Strömungsabriss. Der Pilot reagierte zu spät.
Die verunglückte Maschine von Asiana: Der Brand wurde rasch gelöscht.
Die verunglückte Maschine von Asiana: Der Brand wurde rasch gelöscht.
Das Management von Asiana trat am Sonntag in Seoul vor die Presse. Die Schultern gesenkt, den Kopf nach unten gerichtet, bat es mit der traditionellen Verneigung um Pardon für das tragische Unglück. «Ich entschuldige mich aufrichtig für den Unfall sowie bei den Opfern und deren Familien», sagte Vorstandsvorsitzender Yoon Yong-doo. Ein tadelloser Umgang mit dem Unfall vom Samstag (6.Juli) in San Francisco ist für die koreanische Fluggesellschaft von absolut zentraler Bedeutung. Letztes Jahr erhielt sie vom Bewertungsunternehmen Skytrax die begehrte Auszeichnung zur Fünfsterne-Airline. Ein Privileg, das nur sieben Fluglinien weltweit genießen. Nun aber steht dieser Ruf auf dem Spiel. «Der Crash wird einen negativen Effekt auf die Buchungen haben», kommentierte ein Analyst von Hanwha Securities gegenüber der Zeitung Korea Times.
Inzwischen nahmen die Experten der amerikanischen Flugunfalluntersuchungsbehörde NTSB ihre Arbeit auf. Derzeit steht nur so viel fest: Der Pilot der siebenjährigen Boeing B777-200ER warnte die Reisenden nicht vor einer bevorstehenden Notsituation. Gemäß der NTSB sprach auch die Crew unter sich nie von irgendwelchen Problemen. Passagier Vedpal Singh erklärte der Nachrichtenagentur AP, nichts habe auf Probleme hingedeutet. Der Flieger habe aber sehr hart aufgesetzt. Nach rund 10 Sekunden sei er zum Stillstand gekommen.
Jet war zu langsam
Passagier Benjamin Levy erzählte, er habe gedacht, die Maschine fliege beim Anflug sehr tief. Er hatte dann das Gefühl, dass der Pilot noch versucht hatte, die Maschine hochzuziehen. Das zeigen auch Filmaufnahmen von Augenzeugen. Nach dem Aufprall drehte sich die Maschine um die eigene Achse.
Am Sonntagabend bestätigte das NTSB diesen Verdacht. Die Maschine habe die Erlaubnis für einen Sichtanflug bekommen und diese auch bestätigt. Die Zielgeschwindigkeit für die Landung war auf 137 Konten (254 Stundenkilometer) festgelegt worden. Doch dann lief offenbar etwas ziemlich schief. Offenbar war die Maschine zu langsam geworden. Vier Sekunden vor dem Aufprall sei die so genannte Überziehwarnanlage aktiviert worden, so die Behörde. Sie weist den Piloten auf einen drohenden Strömungsabriss hin. Neben einem akustischen Signal vibriert bei diesem Alarm der Steuerknüppel. 2,5 Sekunden später gab der Pilot im Cockpit den Entscheid zum Durchstart durch. Zu spät.
«Kein Problem mit Motoren»
Der Pilot, der den Flieger landete, hatte viel Erfahrung. Er kann auf mehr als 10’000 Stunden Flugzeit zurückblicken, wie Asiana bekannt gab. Er war zwischen 2004 und 2009 auch schon verschiedene Male in San Francisco gelandet. Doch auf der B777 ist er ein Neuling. Erst gerade 43 Stunden saß er insgesamt am Steuer der Langstreckenmaschine. Die Landung war seine erste in San Francisco.
Auf der Mauer vor Landebahn 28L sind am Tag nach der Katastrophe Trümmerteile zu erkennen, etwas weiter an Land liegt das abgetrennte Leitwerk, danach führt eine Spur von kleinen Einzelteilen bis hin zum Wrack. Auch Asiana glaubt eher nicht an ein technisches Versagen. «Derzeit gehen wir davon aus, dass es keine Probleme mit der B777-200 oder ihren Motoren gab», so Yoon Yong-doo. Auch die NTSB bestätigte in einer ersten Einschätzung, dass es keine Triebwerksprobleme gab (siehe Aufzeichnung Funk unten).
Zwei Teenager starben
Flug OZ214 war in Schanghai gestartet und hatte in Seoul Passagiere zugeladen, bevor er San Francisco ansteuerte. Bei der Crash-Landung des Jets mit 291 Passagieren und 16 Besatzungsmitgliedern an Bord starben eine 16-jährige und eine 17-jährige Chinesin. Beide hatten ganz hinten im Flieger gesessen. Allerdings schließen die Behörden nicht aus, dass das eine Mädchen von einem Rettungsfahrzeug überfahren und getötet wurde. 10 Reisende liegen noch in kritischem Zustand in Krankenhäusern, 38 weitere sind verletzt worden. Die Passagiere stammten aus China (141), Korea (77), USA (64), Indien (3), Kanada (3) sowie Frankreich, Japan und Vietnam (je 1).