Giftige Dämpfe
Auch Lufthansa und Co. testen Spezialfilter
Easyjet ist nicht alleinige Vorreiterin in Sachen Kabinenluft. Deutsche Fluggesellschaften gehen das Problem ebenfalls schon mit Filtern an.
Triebwerk: Die Kabinenluft wird über die Triebwerke gewonnen.
Ein Filter der Firma Pall: Soll mögliche Giftstoffe aus der Luft entfernen.
Der Messkoffer von Lufthansa Technik: Soll belegen, dass die Filter ihre Funktion erfüllen.
Triebwerk: Die Kabinenluft wird über die Triebwerke gewonnen.
Ein Filter der Firma Pall: Soll mögliche Giftstoffe aus der Luft entfernen.
Der Messkoffer von Lufthansa Technik: Soll belegen, dass die Filter ihre Funktion erfüllen.
Easyjet lässt vom amerikanischen Filter-Hersteller Pall ein neues Luftreinigungssystem für ihre Flugzeuge entwickeln. Die Anlage soll verhindern, dass die meist über die Triebwerke gewonnene Kabinenluft unter gewissen Umständen giftige Dämpfe in die Kabine tragen kann. Was halten andere Fluggesellschaften vom Vorstoß?
«Trotz der aktuellen wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass die Luft an Bord unbedenklich ist, testet die Lufthansa Group bereits seit über einem Jahr verschiedene Verfahren, wie spezielle Hepa-/Aktivkohlefilter oder prüft entsprechende Sensorik», erklärt eine Sprecherin der Fluggesellschaft. Im Mai 2016 hat Germanwings begonnen, die gesamte Flotte von Airbus A320 mit solchen Filtern für die Umluft in der Kabine auszurüsten. Sie werden ebenfalls von der Firma Pall bezogen.
Filter mit Glasfaser und Kohle
Lufthansa Technik hat außerdem einen Messkoffer für die Erfassung von Substanzen und deren Konzentration in der Luft in Cockpit und Kabine entwickelt. «Um Ergebnisse wissenschaftlich validieren zu können, untersuchen wir mittels des bereits vielfach eingesetzten Messkoffers die Kabinenluft vor und nach einem Einbau dieser Filter», sagt die Sprecherin und ergänzt mit Blick auf Easyjet: «Zu der in den Medien aktuell erwähnten Hepa-/Aktivkohle-Filtertechnologie ist Lufthansa mit dem Hersteller ebenfalls in Kontakt.»
Hepa-Filter steht für High Efficiency Particulate Air. Dabei handelt es sind um Schwebstofffilter, die zum Beispiel Staub, Bakterien, Pollen und Aerosole aus der Luft herausfiltern, meist mithilfe von Glasfasermatten. Aktivkohlefilter oder Carbon-Filter arbeiten mit Aktivkohle und können Gerüche, aber auch giftige Chemikalien aus der Luft filtern. Hepa- und Aktivkohle-Filter werden auch kombiniert eingesetzt.
Auch Condor und Tuifly testen
Im Namen der Fluggesellschaften Condor und Tuifly antwortete der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft BDL. Der Verband und die Mitglieder stünden zum Thema Kabinenluft und Filter seit einigen Jahren im Dialog mit Flugzeugbauern, Triebwerksherstellern und Produzenten von Ölen, Sensoren und Filtern. «Aktuell werden bei allen BDL-Mitgliedsairlines unter anderem Hepa-/Aktivkohlefilter auf Flugzeugen getestet», so der Verband – das sind Lufthansa, Tuifly, Condor und Air Berlin.
Die Luft in der Kabine und im Cockpit wird bei den meisten Flugzeugen über die Triebwerke gewonnen. Der Fachausdruck dafür lautet Zapfluft. Verbrennt Triebwerksöl, kann es sein, dass giftige Dämpfe mit dem Nervengift TCP entstehen. Diese können über die Zapfluft in den Passagierraum gelangen. Doch die Meinungen darüber, ob es als Folge verunreinigter Kabinenluft auch langfristige Gesundheitsschäden gibt, gehen auseinander.