App für tieferen Schlaf an Bord
[image1]Trotz schreiender Kinder und mangelnder Beinfreiheit entspannt am Zielort ankommen: Das verspricht die App Airsleep. Wir haben mit ihr geschlafen.
Airsleep: Gut gemeint, weniger gut gewirkt.
Airsleep: Gut gemeint, weniger gut gewirkt.
Der erste Schreck kommt wenige Minuten nach dem Start. Ich sitze im Flieger von Miami nach New York, es ist spät, es war ein langer Tag, etwas Schlaf wäre jetzt genau das was ich brauche. Aber wie so oft war es bis hierhin etwas stressig. Deshalb blieb mir nur die Zeit, die App, auf die ich meine Hoffnungen setze, in aller Eile auf mein Smartphone zu laden. Die Mühe, sie wenigstens kurz zu öffnen, um zu gucken ob ich noch irgendetwas einstellen muss, habe ich mir nicht gemacht.
Das bereue ich nun. Das Handy ist auf Flugmodus eingestellt, Internet gibt es keines. Ich öffne Airsleep und drücke auf «Depart Now». Jetzt freue ich mich auf entspanntes Schlummern auf dem dreistündigen Flug – etwas, was ich eigentlich selten in einem Satz erwähne. Ich wähle «Beach Sleep» aus und will mich zurücklehnen – als mich die App auffordert, die Musik HERUNTERZULADEN. Ich werde kurz panisch, klicke auf die anderen Tonlandschaften. Und habe Glück. «Rainy Day» ist als Basis-Sound als einziger bereits auf dem Smartphone verfügbar. Vermutlich für Menschen wie mich.
Gegen Aufpreis Mönchsgesänge
Ich setze die Flugdauer auf 2,5 Stunden, setze meine Kopfhörer auf und warte auf den Schlaf. Denn genau das verspricht Airsleep, das «fortschrittlichste Schlaf- und Entspannungsprogramm der Welt». Der patentierte Prozess verbinde natürliche Geräusche, Hintergrundmusik und Töne, die der Schlaf-Frequenz des Gehirns entsprechen. Letzteres ist das große Geheimnis von Airsleep. Setzt man seine Kopfhörer auf und schaltet die App ein, soll das Gehirn eingelullt und aufgefordert werden, sich schlafen zu legen. Wenn man möchte, holt einen das Programm kurz vor der Landung mit Harfenklängen oder Glocken sanft zurück
Nur mit guten Kopfhörern
Allerdings: Das Ganze funktioniert nur mit Kopfhörern, die die Außengeräusche wirklich ausblenden. Verwende ich stattdessen testweise meine iPhone-Kopfhörer, kann ich den Regen, geschweige denn die brummende Hintergrund-Frequenz, kaum hören. Ich habe Zweifel, dass die dann in ausreichendem Maße in meinem Hirn ankommt.
Und: Die «patentierte Schlaf-Frequenz» fängt nach einiger Zeit an, mich zu nerven. Denn im Grunde ist es ja genau dieser permanente Hintergrund-Lärm, der mich im Flugzeug wach hält. Auch wenn er jetzt aus meinen Kopfhörern kommt. Mein Gehirn jedenfalls fühlt sich nur wenig eingelullt. Und noch ein weiteres Problem gibt es. So viel Mühe sich Airsleep geben mag, mir das Fliegen angenehmer zu machen – gegen die trockene Luft, die mangelnde Beinfreiheit und den Kopf, der beim Einnicken schmerzhaft zur Seite kippt, ist auch die App machtlos. Geschlafen habe ich jedenfalls, wie immer, nicht.
[image2]Dieser Artikel von Thorsten Schröder ist ein Gastbeitrag von Bold Economy – dem digitalen Portal von new york german press. Mehr zu Gadgets und dazu, wie sie unseren Alltag verändern auf www.boldeconomy.com.