Air France: Vorfall wie bei AF447
Ein neuer Zwischenfall eines Airbus von Air France im letzten Juli hat erstaunliche Ähnlichkeit mit den Ereignissen auf dem Flug AF447.
A340 von Air France: Mit einem solchen Flieger geschah der Zwischenfall im Juli.
A340 von Air France: Mit einem solchen Flieger geschah der Zwischenfall im Juli.
Der jüngste Zwischenfall mit einer Air-France-Maschine vom Typ Airbus A340 ereignete sich auf dem Flug von Caracas nach Paris im Juli dieses Jahres. Genau wie bei dem fatalen Crash von Flug AF447 vor zwei Jahren geriet der Flieger in der Höhe von 35’000 Fuß (10’670 Meter) über dem Atlantik in massive Turbulenzen, wie die Zeitung Le Figaro jetzt bekannt machte. Wegen starker Winde kam es im Cockpit zu einem Overspeed-Alarm. Die Automatik ging also davon aus, dass der Flieger zu schnell unterwegs war.
Der Autopilot schaltete sich in der Folge ab – auch das geschah auf Flug AF447. Und ebenso geriet die Maschine dieses Mal schnell in einen steileren Winkel, wie aus einem ersten Untersuchungspapier (pdf-Dokument) hervorgeht, das der Zeitung vorliegt. Dadurch verringerte sich die Geschwindigkeit der Maschine rapide. Sie kam einem Strömungsabriss gefährlich nahe. Der Airbus A330 von Flug AF447 kam bei 202 Knoten in diesen fatalen Zustand. Der Flug von Caracas flog mit 205 Knoten (374 Kilometer pro Stunde). «Das Flugzeug war drei Knoten vom Strömungsabriss entfernt» zitiert der Figaro aus dem Bericht.
Crew reagierte schnell
Zwei Faktoren verhinderten wohl die Katastrophe: Die schnelle Reaktion der Crew und das rasche Abklingen der Turbulenzen, die nur etwas länger als zwei Minuten dauerten. Die Geräte hatten im Cockpit allerdings keinen Hinweis auf derartige Bedingungen gegeben. Teilweise wirkten Kräfte von 1,7 G auf die Menschen in der Kabine – das heißt: das fast zweifache des eigenen Gewichts. Durch eine schnelle Ansage des Piloten wurde aber keiner der Passagiere verletzt, da sich alle auf ihren Plätzen befanden. Zwei Flugbegleiter erlitten dagegen leichte Verletzungen.
Die französische Flugaufsichtsbehörde BEA leitete eine Untersuchung des Vorfalls ein. Die Erkenntnisse daraus könnten gemäß Le Figaro die Ermittlungen, woran die Katastrophe auf dem Flug AF 447 von Rio nach Paris wirklich lag. «Dieser Vorfall wird sicherlich auch licht ins Dunkel der AF447-Untersuchungen bringen», so eine mit den Ermittlungen vertraute Quelle gegenüber dem Figaro. Ein anderer Informant aus der Luftfahrtbranche, der näher mit Airbus zu tun haben soll, sagte, dass der Vorfall Fragen zur Rolle des Herstellers bei dem tödlichen Crash aufwerfen dürfte. Wahrscheinlich sei aber, dass es eine Kombination aus sowohl menschlichem als auch technischem Versagen sei.
Über die Verantwortlichkeit für den Absturz von Flug AF447 herrscht immer noch Uneinigkeit zwischen Piloten, Air France und Airbus. Während erstere die technische Ausrüstung für den Unfall verantwortlich machen, sieht der Hersteller die Schuld bei der mangelnden Ausbildung der Piloten.