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Air Berlin: Notruf wegen Übermüdung

Ein A330 der Fluglinie beantragte eine automatische Landung in München. Die offizielle Begründung überzeugt nicht alle.

Um die zwei Stunden war der Airbus A330 schon unterwegs. In 15 Minuten hätte die Maschine von Air Berlin aus Mallorca in München landen sollen. Doch die Piloten hatten ein Problem. Sie sendeten den Notruf «Pan, Pan» an die Flugaufsicht. Dieser wird in Situationen, die nicht zwingend direkt lebensbedrohlich aber dennoch gefährlich sind, abgesondert. «Mayday» ist dagegen stets bedrohlich. Der Grund für den Notruf von Flug AB9721 am 5. Mai: Die Piloten beantragten eine automatische Landung, weil sie übermüdet waren, wie das Fachportal Aviation Herald berichtet.

Die komplette Landung des A330 wurde daher vom Autopiloten übernommen, sogar das Abbremsen. Der Flughafen München leitete sofort die nötigen Maßnahmen ein. So muss bei einer automatischen Landung etwa der Abstand zwischen den startenden und landenden Flugzeugen erhöht werden. Als die Fluglotsen der Anfrage stattgaben, landete die Maschine sicher in München. Air Berlin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Ein Zeichen setzen?

Was genau hinter dem Notruf der Crew steckt, bleibt bis jetzt unklar. Denn eigentlich braucht es auch bei einer automatischen Landung die volle Aufmerksamkeit der Piloten. Für den Fall dass etwas schief geht, müssen sie jederzeit und schnell reagieren können. Auch der Aufwand, den der Notruf am Boden auslöste, ist relativ groß. Das Luftfahrtbundesamt untersucht den Zwischenfall deshalb nun. Es ist durchaus möglich, dass die Piloten durch die Aktion ein Zeichen setzen wollten. Schon oft wurden von verschiedenen Gewerkschaften – nicht nur in Deutschland – die Flugdienstzeiten des Personals kritisiert, die einen normalen Biorhythmus kaum zulassen.

In einer britischen Studie gaben 45 Prozent der Piloten an, öfter sehr müde zu sein. Amerikanische Untersuchungen ergaben ähnliche Ergebnisse. Und auch die deutsche Pilotenvereinigung Cockpit hat in einer Umfrage herausgefunden, dass über 36 Prozent der Kollegen schon einmal unfreiwillig an Bord einschliefen. «Das Problem ist, dass die Flugdienst- und Ruhezeitregelungen unzureichend sind», so Jörg Handwerg von Cockpit im Interview mit aeroTELEGRAPH. Ein anonymer Kommentator des Berichts im Aviation Herald sieht das auch als Grund für den symbolträchtigen Notruf. Der Kopilot sei den dritten Tag in Folge Nachtschicht geflogen, will er wissen. Um Mitternacht hätte der Dienst in München begonnen, dann sei man mit dem Auto nach Nürnberg. Von dort aus sei es nach Mallorca und dann wieder nach München gegangen. «Wenn es dunkler ist, wird man viel schneller müde als am Tag», so der Kommentar.