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Air Austral gibt A380 noch nicht auf

Die Airline bestellte einst zwei Superjumbos mit je 840 Plätzen. Nun überlegt sie sich, sie abbestellen oder neu konfigurieren soll.

Experten hielten den Kauf schon im Jahr 2009 für eine völlige Fehlentscheidung. Air Austral orderte damals gleich zwei A380 in der XXL-Version bei Airbus. Die Jets sollten nur eine Klasse aufweisen und dadurch 840 Sitzplätze bieten – mehr als bei jeder anderen Airline. Mit ihnen wollte die Fluggesellschaft von der französischen Überseeinsel La Réunion mit Heimbasis am Aéroport de la Réunion Roland Garros die Strecke nach Paris abdecken. Sie schaffe dadurch ein Überangebot und mache sich selbst die Preise kaputt, bemängelten Kritiker. Zum Praxistest kam es nie. Air Austral schlitterte in eine tiefe Krise. An eine Übernahme der beiden Riesenflieger mit einem Listenpreis von 390 Millionen Dollar pro Stück war gar nicht mehr zu denken. Es ging für sie vorerst einfach nur ums Überleben.

Zum Debakel bei Air Austral kam es wegen einer völlig verfehlten Flotten- und Streckenpolitik des ehemaligen Unternehmenschefs. Die Airline musste Flieger verkaufen und Strecken stillgelegen. Die Aktionäre mussten zudem im vergangenen Dezember neues Geld einschießen. Das Unternehmen wollte sich auch überlegen, wie man aus dem Kaufvertrag über die A380 herauskam. Für das Geschäftsjahr 2011/12 resultierte dann jedoch erneut ein Verlust von 50 Millionen Euro. Und wieder stand die kurzfristige Rettung im Vordergrund. Das Unternehmen stand wieder am Abgrund. Die Anteilseigner hatten deshalb Anfang Juli eine Reduktion des Aktienkapitals von 29 Millionen auf 1,2 Millionen Euro zu akzeptieren. Danach mussten sie denselben Betrag wieder ins Unternehmen investieren. Das sei ein «Hauch Sauerstoff», sagte Firmenchef Marie-Joseph Malé nach der Hauptversammlung am 7. Juli.

Absage an XXL-Version

Inzwischen kündigte das Management eine zusätzliche Frequenz nach Paris an und eine neue Strecke via Chennai nach Bangkok. Man hat offenbar wieder Zeit sich zu überlegen, was mit der Order der zwei A380 passieren soll. Immerhin ist inzwischen nicht mehr ganz klar, dass man die Superjumbos abbestellen wird. «Wir sind in einer Phase des Nachdenkens über die diversen möglichen Szenarien» sagte Unternehmenschef Malé dem lokalen Informationsportal Zinfos974. Bis Ende Juli werde man dem Aufsichtsrat einen Vorschlag unterbreiten. Eines ist aber offenbar schon klar: Einen 840-Plätzer will Air Austral nicht mehr. «Wenig wahrscheinlich» sagt Malé dazu nur. Er wünscht sich eine klassischere Konfiguration mit diversen Klassen. So sollen die Erträge erhöht werden. Eine Abbestellung hätte nämlich auch Folgen: Die Anzahlung von mehreren Millionen Euro wäre verloren. Zudem könnten mit dem A380 eventuell durchaus Kosten gespart werden, wenn die Frequenz nach Paris reduziert und dafür eine Boeing B777 ausgemustert würde.